Full text: Also sprach Bismarck. Band I. 1846 - 1870. (1)

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Berlin, den 30. November 1855. 
Unterrebdung mit dem König Friedrich 
Wilhelm IV., betreffend dic österreichischen 
Verhältnisse. 
Der König hatte Abends eine lange Unterredung mit 
Bismarck über Oesterreich. Letzterer äußerte sich über die 
Rechberg'schen Reden, und schilderte die österreichischen Verhält- 
nisse als noch viel sonderbarer als die preußischen. — „Einen 
Krieg Oesterreichs halte ich für völlig unwahrscheinlich, ja 
unmöglich. Wenn Oesterreich an einen Krieg dächte, müßte 
es notwendig Geld beschaffen und Truppen marschieren lassen.“ 
Der König sagte Bismarck viel Verbindliches. 
München, den 15. Dezember 1855. 
Unterredung mit dem König Max von 
Bayern, betreffend die bayerische Verfas- 
sung.“") " 
Der König klagte Bismarck, daß die Opposition besonders 
im Beamtenstande Nahrung finde, daß bei der Fortdauer der 
jetzigen Verfassung und der Dienst-Pragmatik alle Disziplin 
aufhöre, und die Regierung in ihrem Vorgehen gegen die 
Opposition von den eigenen Dienern im Rücken angegriffen 
werde. Er fragte Bismarck, wie dem abzuhelfen sei, und ob 
nicht durch den Bund und nach vorgängiger Verständigung 
der größeren Kabinette unter sich, die ständischen Rechte auf 
eine allgemeine Norm zurückgeführt und dem parlamentarischen 
Mitregieren ein Ziel gesetzt werden könnte. 
Bismarck: „Ich rate Eurer Majestät, einstweilen das 
neue bayerische Budgetgesetz zu verschleppen, damit es bei 
Ablauf des gegenwärtigen nicht fertig ist, dann nach dem 
*) Gerlach's „Denkwürdigkeiten"“, Bd. II S. 360. 
*.) Kohl, Bismarck-Briefe S. 263.
	        
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