Full text: Also sprach Bismarck. Band I. 1846 - 1870. (1)

— 47 — 
Berlin, März—April 1860. 
Unterredung mit dem Prinz-Regenten zur 
Entwicklung des Bismarck'schen Minister- 
Programms.) 
Der Fürst von Hohenzollern und Rudolf von Auerswald 
hatten bei dem Prinz-Regenten Bismarcks Ernennung zum 
Minister des Auswärtigen angeregt. Es fand infolge dessen im 
Palais eine Art Konseil statt, der aus dem Fürsten Auers- 
wald, Schleinitz und Bismarck bestand. Der Regent leitete die 
Besprechung mit der Aufforderung an letzteren ein, das Pro- 
gramm zu entwickeln, zu welchem er riete. 
Bismarck: „Das Uebel unserer Politik liegt in ihrer 
Schwäche gegen Oesterreich, von der sie seit Olmütz und be- 
sonders in den letzten Jahren während der italienischen Kri- 
sis beherrscht gewesen ist: kann Preußen seine deutsche Aufgabe 
im Einverständnis mit Oesterreich lösen, um so besser. Die 
Möglichkeit wird aber erst vorliegen, wenn man in Wien die 
Ueberzeugung hat, daß Preußen im entgegengesetzten Falle 
auch den Bruch und den Krieg nicht fürchtet. Die zur Durch- 
führung unserer Politik wünschenswerte Fühlung mit Rußland 
zu bewahren, würde gegen Oesterreich leichter sein als mit 
Oesterreich. Unmöglich aber scheint mir das auch im letzteren 
Falle nicht, nach meiner in Petersburg gewonnenen Kenntnis 
des russischen Hofes und der dort leitenden Einflüsse. Wir 
haben dort aus dem Krimkriege und den polnischen Verwick- 
lungen her einen Saldo, welcher bei geschickter Ausnützung uns 
die Möglichkeit lassen könnte, mit Oesterreich uns zu verständi- 
gen, ohne mit Rußland zu brechen; ich fürchte nur, daß die Ver- 
ständigung mit Oesterreich wegen der dortigen Ueberschätzung 
der eigenen und Unterschätzung der preußischen Macht miß- 
lingen wird, wenigstens so lange, als man in Oesterreich nicht 
von dem vollen Ernst der eventuellen Bereitschaft Preußens 
*) Bismarck, „Gedanken und Erinnerungen“, Bd. 1 S. 237.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.