Full text: Also sprach Bismarck. Band I. 1846 - 1870. (1)

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St. Petersburg, Frühjahr 1862. 
Unterredung mit dem Pastor Hermann 
Dalton über Bismarcks Berufung als Mit- 
nisterpräsident. “) 
Im Februar und März 1862 war in den Zeitungen 
das Gerücht von der Berufung Bismarcks als Ministerpräsi- 
dent nach Berlin aufgetaucht. Bei einer Unterhaltung mit 
Frau von Bismarck hatte der Pastor Dalton, ein alter Freund 
der Bismarckschen Familie scherzend erwähnt, daß er wohl 
nächstens an sie als Frau Ministerpräsident zu schreiben hätte. 
Frau von Bismarck wies das Gerücht als Zeitung sklatsch 
ab. In dem Augenblick trat Bismarck aus dem Arbeits- 
zimmer; die Frau hatte nichts eiligeres zu tun, als „ihrem 
Otto“ von Daltons Bemerkung Mitteilung zu machen. Der 
letztere war nun auch auf eine derbe Abweisung gefaßt. 
Statt dessen bestätigte Bismarck das Gerücht. „Bereits zwei- 
mal hat sich der König wegen der Uebernahme des Postens 
an mich gewandt, aber beidemale habe ich abgelehnt. 
Es ist mir auch nicht leicht gefallen, das können Sie glauben. 
Ich bin Familienvater und habe als solcher Pflichten. Sie 
wissen, daß ich kein Vermögen besitze; meine drei Kinder 
wachsen heran, und ich muß mich ihnen zu erhalten suchen. 
Dessen bin ich aber gewiß, daß ich auf dem Posten in Berlin 
Bismarck's mit dem Fürsten Gortschakow, betr. die Entfernung 
des deutschen Elements aus der russischen Regierung. Diese Unter- 
redung ist fingiert; richtig sind nur die Bismarck in den Mund 
gelegten Worte: „Wie sollte ein Deutscher (scil. in Rußland) 
nicht General werden? Er trinkt nicht, er stiehlt nicht, er ist 
nicht liederlich, er reitet sein Pferd selbst — da muß er es 
schon zum General bringen.“ — Diese Aeußerung stammt aber 
anderswoher. 
*) Bismarck Erinnerungen von Hermann Dalton „Daheim“ 
1899, S. 422. — Vergleiche die „Hamb. Nachr.“ Nr. 83 vom 
10. April 1899.
	        
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