Full text: Also sprach Bismarck. Band I. 1846 - 1870. (1)

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trieren. Bismarck kam eben auf Urlaub nach Berlin, als dieser 
Beschluß gefaßt wurde. 
„Nehmen Sie sich in acht,“ sagte derselbe zu dem Unter- 
staatssekretär von Gruner, „Sie kennen den Kurfürsten, er 
ist imstande, wenn unsere Truppen in Hessen einrücken, ihnen 
einige Kompagnien entgegenzuschicken und es so weit zu treiben, 
daß unsere Leute, wenn auch ungern, auf ihre hessischen Ka- 
meraden schießen müssen. Dies aber würde ein Vorgang sein, 
den man in der kurhessischen Armee und in den norddeutschen 
Kontingenten niemals wieder vergessen würde.“ 
Paris, Anfang Juni 1862. 
Unterredung mit dem Kaiser Napoleon, be- 
betreffend die polnische und deutsche Frage. 
Der Kaiser besprach mit Bismarck die volnische Frage. 
Bismarck: „Ich glaube aus Ihren Worten die Ueber- 
zeugung zu schöpfen, daß Eure Majestät durch die polnische 
Bewegungspartei nicht wenig beeinflußt sind. Bei dieser Sach- 
lage halte ich mich verpflichtet, bei Ihnen keinen Zweifel dar- 
über zu lassen, daß Preußen zu einer Wiederherstellung der 
polnischen Nation sich niemals verstehen wird, daß es vielmehr 
innerhalb seiner Grenzpfähle alles tun wird, um der polnischen 
Propaganda entgegenzuwirken. In dieser Politik wird sich 
Preußen durch keine Rücksicht auf einen anderen Staat beirren 
lassen.“ 
Bei einer Besprechung der inneren Lage Preußens gab 
Napoleon zu, daß dort nur eine solche Regierung Aussicht 
auf Erfolg habe, welche über den Parteien stehe und in der 
Volksvertretung das für jeden monarchischen Staat nötige 
Maß von Macht besitze. * 
In Bezug auf die deutsche Politik Preußens sah Na- 
poleon die Sache nicht rosig, da die deutschen Fürsten in 
ihrer überwiegenden Mehrzahl keine Neigung besäßen, Preußen
	        
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