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(Zurückziehung des Etats, dadurch Kennzeichnung der budget-
losen Regierung) Kritik geübt und wohl an die Aufrichtigkeit
einzelner Aeußerungen Zweifel geknüpft wurden.
Bismarck: „Wenn ich gegen die Kammer von Hoffnung
auf Versöhnung gesprochen habe, so ist das nicht Unwahrheit,
nicht als ob ich sie morgen, vielleicht auch nicht in sechs
Monaten erwarte, vielleicht dauert es mehrere Jahre, aber
das Ziel muß doch dahin gehen, wieder Regierung und Par-
lament in Eintracht zu sehen, ohne daß die Regierung Wesent-
liches daran gibt. Mir ist jeder Weg, der die Möglichkeit
der Umkehr des Abgeordnetenhauses zuläßt, recht, — des
Landes und der Zukunft wegen. An sich ist der Weg,
welchen man geht, für das großartige weithin tragende Endziel
ganz untergeordnet, — aber es würde mich in meinem Ge-
wissen beengen, bei den Dingen, die noch kommen können,
auch dem Könige gegenüber, wenn ich den Streit irgend
forciert hätte, und nicht den möglichst schonenden Weg ge-
gangen wäre.“*)
Auf der Eisenbahnfahrt von Jüterbogk nach B erlin
in den ersten Tagen des Oktober 1862.
Unterredung mit König Wilhelm, betref-
send die preußische äußere und innere Po-
litik.“)
Bismarck hatte in der Budgetkommission Andeutungen
auf die in Deutschland zu verfolgende preußische Politik ge-
*) Ganz in diesem Sinne sprach sich Bismarck dem eben
zurückgetretenen Minister von der Heydt und dem Oberbürger-
meister von Magdeburg Hasselbach gegenüber aus. Er sei
für die zweijährige Dienstzeit, werde diese auch durchsetzen, halte
den Zeitpunkt aber noch nicht für gekommen, den König dazu
zu bewegen. Es besteht die Möglichkeit, daß Bismarck durch
solche Reden, Elemente, auf deren Gewinnung es ihm ankam,
zum Einlenken zu bestimmen suchte, ohne daß er arnstlich an
eine Konzession in dieser Kardinalfrage der zweijährigen Dienst-
zeit dachte. Petersdorff a. a. O., S. 341.
*) Bismarck „Gedanken und Erinnerungen“, Bd. I S. 281.
v. Poschinger, „Also sprach Bismarck“, Band I. 5