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Versailles, 8. Dezember 1870.
Unterredung mit dem Direktor der Kapelle der
Liegnitzer Königsgrenadiere Georg Goldschmidt,
betreffend Kavalleriemusik.“
Bismarck: „Ich danke Ihnen für die mir dargebrachten
Musikvorträge. Nicht wahr, der Hohenfriedberger Marsch
klingt, mit Kavalleriemusik ausgeführt, doch zehn Mal besser
und vor allem herrischer? Nun möchte ich Ihr Urteil über eine
Aeußerung meines Vaters hören, der mit 14 Jahren als Kürafl-
sier eingetreten war und bis ins 17. Jahr hat Stalldienst tun
müssen. Mein Vater behauptete in seinen letzten Lebens-
jahren, es gäbe in neuerer Zeit nicht mehr so gute Trompeter,
als er sie in seinen jüngeren Jahren gehört hatte. Ich habe
bisher nie erfahren können, ob das richtig ist.“
haben Sie von heute ab aufgehört, Chefredakteur dieses Blattes
zu sein.“
Lewysohn erhob Einsprache. Er sei ja Gründer, Eigen-
tümer und Herausgeber des Blattes. Bismarck zuckte die Achseln:
„Wir beide sind miteinander zu Ende“, und Dr. Lewysohn war
entlassen.
Auffällig ist, daß M. Busch in seinen Tagebuchblättern
diese Unterredung nicht erwähnt. Arthur Lewysohn, der spätere
verdienstvolle Chefredakteur des Berliner Tageblattes, der allein
hätte Auskunft geben können, ist gestorben. Busch erwähnt ihn
allerdings wiederholt in seinem Tagebuch, stets unter dem
Namen Löwinsohn als den, der zuerst den „Nouvelliste“ in
Versailles herausgab (siehe Bd. I, Seite 304, 307, 320), an
dessen Stelle später der „Moniteur Offiziel de la Seine et Oise“
trat (Seite 329). Später sei eine Intrigue gegen Löwinsohn
bei Bismarck eingeleitet worden (Seite 464), infolge derselben
habe Bismarck bestimmt, er habe die Redaktion des „Moniteur
Offiziel“ an Bamberg zu übergehen (Seite 478).
*) „Berliner Lokalanzeiger", Nr. 591 vom 18. Dezem-
ber 1898.