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fragen, die Abtretung des Territoriums und die Kriegskosten-
entschädigung muß sich hüben und drüben bereits die Meinung
gebildet haben.“
Thiers: „Selbst ein Präliminarvertrag, so kurz er auch
gehalten sein mag, kostet Zeit; es ist unmöglich, ihn in 48 Stun-
den abzuschließen, und ich kann mich zu einer solchen Durch-
peitschung nicht hergeben. Eine solche Eile könnte vielleicht
am Platze sein, wenn Zweifel an unserem guten Willen be-
ständen, und wenn man bei uns den Hintergedanken eines
neuen Krieges voraussetzte. An meinem Wunsche, den Frieden
abzuschließen, kann aber niemand zweifeln, vorausgesetzt, daß
keine unannehmbaren Bedingungen gestellt werden. Die Ar-
beiten, welche auf die Zusammenberufung der neuen National=
versammlung, ihren Zusammentritt und ihre Konstituierung
Bezug haben, sind mit beispielsloser Exaktheit vor sich ge-
gangen. Man hat alles getan, daß auch nicht eine Minute
verloren würde. In einer so schwierigen Situation wie der
unserigen, ein Ministerium zu bilden, bei so vielen Parteien,
ist keine leichte Arbeit. Ich habe es in zwei Tagen fertig ge-
bracht. Ich habe das neue Kabinett der Assemblée vorgestellt
und eine Stunde darauf bin ich abgereist, die ganze Nacht
durchreisend, um möglichst früh in Paris zu sein. Kaum dort
angekommen, habe ich nach Versailles geschrieben, um mir ein
Rendezvous bei Ihnen zu erbitten, zu dem ich pünktlich einge-
troffen bin, wie wohl die ganze innere Verwaltung auf meinen
Schultern liegt. Hätte ich dreißig Jahre statt 60 auf dem
Rücken, so könnte ich auch nicht mehr machen. Nach alle dem
von mir verlangen, die Sache in so kurzer Zeit durchzu-
peitschen, ist für mich unerträglich, und ich weigere mich, komme
da, was da wolle.“
Bismarck: „Ich bin nicht der Herr, man wirft mir
bereits vor, schwach zu sein, und man beginnt die Campagne
wie 1866 in Prag, unter der ich so zu leiden hatte. Man