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Versailles, 22. Februar 1871.
Zweite Unterredung mit Thiers über den Friedens-
schluß.“
Nach einem Besuch beim König und beim Kronprinzen
begab sich Thiers zu Bismarck. Es war eine bewegte Sitzung.
Ueberzeugt, daß es unnütz wäre, das zu verlangen, was
bereits endgültig verloren war, suchte Thiers seine Kräfte
darauf zu konzentrieren, zu retten, was noch möglich war.
Er bemerkte, daß Frankreich auf keinen Teil von Lothringen
Verzicht leisten würde. Besonders Metz, welches Karl V.
von Francois de Guise abgenommen wurde, war Gegen-
stand einer langen Diskussion. Thiers erinnerte Bismarck, daß
er ihm im November versprochen hatte, es zurückzugeben.
Bismarck: „Was im November möglich war, ist es heute
nach drei Monaten weiteren Blutvergießens nicht mehr. Will
Frankreich in Bezug auf Metz nicht nachgeben, so ist es
besser, die Verhandlungen sofort abzubrechen.“
Thiers: „Wir werden ja sehen, ob wir abbrechen müssen.
Gehen wir doch zu den andern Fragen über.“
Bismarck kam dann auf die sechs Milliarden zu sprechen,
eine Summe, die er als sehr mäßig bezeichnete, da der Krieg
den Deutschen allein vier Milliarden koste. Thiers setzte
dem Kanzler auseinander, daß diese Forderung unerfüll-
bar sei, daß in Frankreich, wo die Ausgaben immer größer
seien, als in Preußen, die Kriegskosten bisher nur zwei Mil-
liarden ausmachten, was man dort schon für eine enorm
hohe Ziffer ansehe. Und wenn Frankreich in diesem Jahre
zählen konnte. 21. Februar 1871. Tagebuch des Kaiser Fried-
rich: „Ich meine, Metz könne allenfalls geopfert werden. Bis-
marck stimmt mir zu, besorgt aber, den militärischen Forderungen
gegenüber den Kürzeren zu ziehen.“
*) Nach der Thiers'schen Darstellung a. a. O., S. 118 f.