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er endlich wieder und sagt, die Hand auf der Türklinke:
„Ich habe Ihnen eine Wahl vorzuschlagen: Was ziehen Sie
vor, Belfort oder den Verzicht auf unseren Einzug in Paris?“
Thiers zögerte nicht und rief, einen Blick auf Favre
werfend, der seine Gefühle zu erraten und zu teilen schien:
„Belfort! Belfort!“
Bismarck begab sich nun wieder zu Moltke und brachte
endlich das entgültige Zugeständnis von Belfort unter der Be-
dingung, daß Frankreich vier kleine Dörfec an der lothringischen
Grenze abträte, wo 8000 bis 10.000 Preußen begraben waren.
Thiers und Favre achteten dieses religiöse Zeugnis des Mo-
narchen für seine Soldaten.
Versailles, 24. Februar 1871.
Unterredung mit dem Schweizer Gesandten Kern,
betreffend die Rückkehr der in die Schweiz über-
getretenen Bourbaki-Armee nach Frankreich.“
Am 24. Februar begab sich Kern zu Bismarck, um ver-
schiedene Fragen zu besprechen. Am Schlusse erinnerte er
den Kanzler daran, daß er in einer früheren Unterhandlung
sich bereit erklärt habe, die Heimkehr der Armee Bourbakis
zu erleichtern, sobald die Umstände es erlauben würden, und
frug, ob der Moment nicht gekommen sei, über diesen Punkt
mit Frankreichl einen Vertrag zu schließen und zu einem
Einverständnis zu gelangen.
Bismarck: „Was wollen Sie hier? Worein mischen Sie
sich? Das ist eine Frage, die Frankreich und uns allein an-
geht, und Ihr Neutralen habt Euch nicht hineinzumischen.
*) Kern „Politische Erinnerungen 1833—1883“, Frauen-
feld, J. Hubers Verlag, 1887, Thiers: „Notes et souvenirs“.