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Versailles, ca. 26. Februar 1871.
Unterredung mit dem Kriegskorrespondenten des
„Daily Telegraph“, Beaty-Kingston, betreffend
die Kapitulation von Paris.“
Lange vor anderen Journalisten hatte Beaty-Kingston
die Bedingungen der Kapitulation von Paris erfahren. In
einem Exboudoir im ersten Stock, das in eine Art Bureau ver-
wandelt war, fand er den Kanzler, der ihn erwartete.
Bismarck: „Bitte, sagen Sie nur in so wenig Worten wie
möglich, was Sie wünschen, denn ich habe keinen Augenblick
zu verlieren.“
Beaty-Kingston brachte seine Depesche vor, händigte sie
Bismarck ein und fragte, ob sie richtig wäre.
Bismarck: „Ja, sie ist richtig. Ich weiß nicht, wie Sie
diese Informationen bekamen, und beabsichtige nicht danach
zu fragen; aber dies sind die Bedingungen unter denen Paris
sich übergibt. Was nun?“
Als der Engländer Bismarck gebeten hatte, die Depesche
über seinen Draht zu befördern, sagte Bismarck: „Sie müssen
verrückt sein, wenn Sie mich darum bitten.“ Bismarck hielt
einige Minuten den beharrlichen Bitten gegenüber Stand, aber
füllte, daß er nun doch ruhiger wurde und praktischer auf die
Sachen einging. Aber zum Unterzeichnen kam es an dem Tage
nicht; über den Artikel der Grenze war man einig, auch über die
Höhe der Contribution; über den Modus der Zahlung in Ver-
bindung mit dem allmählichen Aufgeben unserer Occupation und
andere Sachen der Art wollte Thiers sich nochmals in Paris
beraten.“
*) Nach einer Erzählung im Daily Telegraph, Hamburg,
Korrespondent, Nr. 475, vom 10. Oktober 1900. Das oben
stehende Referat bildet eine Ergänzung der in meinem Werke:
Fürst Bismarck Neue Tischgespräche. Interviews, Bd. II, mit-
geteilten Interviews Kingstons.