Full text: Also sprach Bismarck. Band II. 1870 - 1888. (2)

— 113 — 
schließlich gab er nach, unter der Bedingung, daß der Korre- 
spondent seinen Namen am Schluß der Depesche strich. „Unter 
keiner Bedingung kann ich Ihnen erlauben, eine über meinen 
Draht geschickte Botschaft zu unterzeichnen. Wenn Ihre Leute 
in London nicht glauben, daß das authentisch sei, wenn es sie 
erreicht, so ist das ihre Sache. Aber die Nachricht muß un- 
gezeichnet gehen oder nicht.“ 
Sie ging ungezeichnet, wurde für authentisch gehalten 
und ihre Veröffentlichung in einem noch am selben Nachmittag 
erscheinenden Extrablatt des „Daily Telegraph“ war einer der 
größten journalistischen Coups, den eine Londoner Zeitung 
während des Krieges zu verzeichnen hatte. 
Versailles, 29. Februar 1871. 
Der Präsident des Abgeordnetenhauses v. Forckenbeck war 
von 1 bis 3½ Uhr bei Bismarck. Die Unterredung betraf 
namentlich den Waffenstillstand. Karten von Paris und 
Frankreich wurden dabei zur Hand genommen, um alle Be- 
dingungen zu erläutern.) 
  
  
*) Aus Forckenbecks Briefen an seine Gemahlin von 
M. Philippson „Deutsche Revue“, Februar-Heft 1899. 
Vom Einzuge der deutschen Truppen in Paris (1. März) 
erzählte Bismarck: „Ich konnte der Versuchung nicht widerstehen, 
wenigstens ein Stück mit hineinzureiten; die Leute am Tore 
mußten mich erkannt haben und blickten mich finster und drohend 
an, besonders aber die Männer. Ich kannte aber meine Leute. 
So ritt ich auf einen zu, der besonders trotzig und verwegen 
aussah, zog eine Zigarre heraus, und bat ihn höflich um Feuer. 
Sogleich gab er mir seine kurze Tonpfeife, und zwar mit ver- 
bindlichster Geberde.“ Ein anderesmal bemerkte Bismarck draftisch: 
„Man kann dem Franzosen fünfundzwanzig aufzählen; wenn 
man ihm dabei nur eine schöne Rede von der Freiheit und 
Menschenwürde hält, die sich darin ausdrückt, und die entsprechende 
Attitüde dazu macht, so bildet er sich ein, er wird nicht ge- 
prügelt.“ 
v. Poschinger, „Also sprach Bismarck“, Band ll. 8
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.