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schließlich gab er nach, unter der Bedingung, daß der Korre-
spondent seinen Namen am Schluß der Depesche strich. „Unter
keiner Bedingung kann ich Ihnen erlauben, eine über meinen
Draht geschickte Botschaft zu unterzeichnen. Wenn Ihre Leute
in London nicht glauben, daß das authentisch sei, wenn es sie
erreicht, so ist das ihre Sache. Aber die Nachricht muß un-
gezeichnet gehen oder nicht.“
Sie ging ungezeichnet, wurde für authentisch gehalten
und ihre Veröffentlichung in einem noch am selben Nachmittag
erscheinenden Extrablatt des „Daily Telegraph“ war einer der
größten journalistischen Coups, den eine Londoner Zeitung
während des Krieges zu verzeichnen hatte.
Versailles, 29. Februar 1871.
Der Präsident des Abgeordnetenhauses v. Forckenbeck war
von 1 bis 3½ Uhr bei Bismarck. Die Unterredung betraf
namentlich den Waffenstillstand. Karten von Paris und
Frankreich wurden dabei zur Hand genommen, um alle Be-
dingungen zu erläutern.)
*) Aus Forckenbecks Briefen an seine Gemahlin von
M. Philippson „Deutsche Revue“, Februar-Heft 1899.
Vom Einzuge der deutschen Truppen in Paris (1. März)
erzählte Bismarck: „Ich konnte der Versuchung nicht widerstehen,
wenigstens ein Stück mit hineinzureiten; die Leute am Tore
mußten mich erkannt haben und blickten mich finster und drohend
an, besonders aber die Männer. Ich kannte aber meine Leute.
So ritt ich auf einen zu, der besonders trotzig und verwegen
aussah, zog eine Zigarre heraus, und bat ihn höflich um Feuer.
Sogleich gab er mir seine kurze Tonpfeife, und zwar mit ver-
bindlichster Geberde.“ Ein anderesmal bemerkte Bismarck draftisch:
„Man kann dem Franzosen fünfundzwanzig aufzählen; wenn
man ihm dabei nur eine schöne Rede von der Freiheit und
Menschenwürde hält, die sich darin ausdrückt, und die entsprechende
Attitüde dazu macht, so bildet er sich ein, er wird nicht ge-
prügelt.“
v. Poschinger, „Also sprach Bismarck“, Band ll. 8