Full text: Also sprach Bismarck. Band II. 1870 - 1888. (2)

— 119 — 
durchkreuzt. 1870 steuerte ich auf etwas anderes los und 
es kam wieder anders.“ Und so führte der Fürst noch eine 
ganze Reihe von ihm beabsichtigter Pläne vor, die ihm 
alle nicht gelungen seien. „Wissen Sie aber, mein lieber 
Büchsel, ich bin dabei allemal froh, wenn ich Gottes Wege 
erkannt habe und ich dann als ein armer Stümper, dem 
mir von Gott vorgezeichneten Ziele nachhumpeln kann.““) 
Berlin, 25. Mai 1871. 
Außerungen in der Kommissionssitzung des Reichs- 
tags, betreffend den Lasker-Stauffenbergschen 
Antrag über die Aufnahme von Anleihen und 
Garantien in Elsaß-Lothringen, während der Zeit 
der Diltatur.“ 
In der Kommissionssitzung am Abend bot Abgeordneter 
v. Bemigsen mit den höflichsten und bescheidensten Worten 
hatte Bismarck einmal in Kissingen gefragt: „Durchlaucht, warum 
haben Sie die Hilfe, die Ihnen in Berlin von seiten evangeli- 
scher Prediger selbstlos angeboten wurde, nicht angenommen? 
Wir Christlich-Sozialen und die Männer der Berliner Bewegung 
wollen ja wirklich in Berlin nichts anderes, als das ergänzen) 
was Sie nicht konnten, nämlich in den Volksmassen religiös- 
sittlich aufklärend wirken.“ — Bismarck: „Ach, wissen Sie, ich 
kann die langen Röcke nicht leiden, die Pastorenröcke, die Advokaten- 
röcke und die Weiberröcke.“ 
*) Als Bismarck im Mai 1871 sich in Frankfurt wegen 
des Friedensschlusses mit Frankreich aufhielt, hatte der 16jährige 
Lehrling eines Frankfurter Bankgeschäftes dem Kanzler im Hotel 
„Zum Schwan“ gewisse Papiere zu übergeben. — Bismarck: 
„Was willst du hier?'“ — „Ich soll die Papiere hier ab- 
geben“. — „Nun, was bist du denn für ein Landsmann?“ 
— „Ich bin Bayer, — aber früher, früher waren wir preußisch.“ 
— „Nanu? Wann seid Ihr denn bayrisch geworden?““ — 
„1806, als meine Heimat Ansbach--Bayreuth bayrisch wurde.“ 
— „Nun, junger Freund, jetzt ist das alles eins, ob Ihr 
Bayern oder Preußen seid. Jetzt seid Ihr Deutsche!“ — „Ham- 
burger Korrespondent“, Nr. 380 vom 16. August 1898, 
*) Eugen Richter „Im alten Reichstag“, Seite 26. — 
Nach dem Lasker Stauffenberg'schen Antrage sollte die gedachte 
Aufnahme an die Zustimmung des Reichstages gebunden sein.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.