Full text: Also sprach Bismarck. Band II. 1870 - 1888. (2)

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Berlin, 23. Juni 1871. 
Unterredung mit Dr. Moritz Busch, betreffend 
eine Belästigung des Kanzlers.“ 
Unter Bezugnahme auf ein Entrefilet in der „Volks- 
zeitung"“ erzählte Bismarck M. Busch: „Ein ungewöhnlich 
schmieriger Mensch, offenbar ein Jude, kuam, als ich aus dem 
Reichstage nach Hause ging, auf mich zu und sagte, er wollte 
Audienz bei mir. Ich wies ihn ab. Er blieb aber neben mir 
und redete weiter auf mich hinein, ich würde doch einem 
deutschen Schriftsteller so was nicht abschlagen, er hätte mir 
Wichtiges mitzuteilen. Doch, sagte ich, ich gebe deutschen 
Schriftstellern niemals Audienzen. Er folgte mir aber 
immer noch und rückte mir, indem er weiter sprach, so dicht 
auf den Leib, daß er mir einen Sporn abtrat. Ich drehte 
mich um und wollte tätlich werden; da nahmen ihn die 
Schutzleute in Empfang.“) 
  
*) M. Busch. Tagebuchblätter, Bd. II, S. 265. 
"*.) Nach der „Voßischen Zeitung“ Nr. 153 v. 27. Juni 1871, 
soll Bismarck geäußert haben: „Ich halte die Fusion der beiden 
bourbonischen Linien für tatsächlich undurchführbar. Nehmen 
wir einmal an, der Graf won Chambord habe den redlichen 
Willen, sie durchzuführen, er akzeptiere mit dem Throne auch alle 
die Beamten, die ihm Herr Thiers übergibt, dann steht es doch 
außer Zweifel, daß er nach noch nicht acht Wochen vo#n seinen 
Intimen dazu getrieben wird, alle höheren orleanischen Beamten, 
vor allem die orleanistischen Präfekten zu entlassen. In demselbem 
Augenblick aber, wo er dies tut, ist der Bruch zwischen den beiden 
Linien der Bourbonen in der alten Schroffheit wieder da.“
	        
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