— 129 —
anderer Meinung. Nichts in der öffentlichen Meinung Frank-
reichs, der Haltung der Presse, der wenig zubversichtlichen
Sprache einer Regierung, deren Dauer wenig gesichert ist, kann
Vertrauen einflößen. Um Ihnen offen meine Meinung zu
sagen, so glaube ich nicht, daß Sie gegenwärtig den augen-
blicklichen Waffenstillstand brechen wollen. Sie werden uns
zwei Milliarden bezahlen. Aber lassen Sie uns im Jahre 1874
sein, und Sie sollen die drei übrigen entrichten, dann werden
Sie uns den Krieg anfagen. Nun wohl, wenn Sie die Feind-
seligkeiten wieder beginnen müssen, dam ist es für uns
besser, wenn auch nicht für Sie, daß es eher früher wie
später geschehe. Warten Sie noch zehn Jahre, und dann
fangen Sie wieder an, wenn das Herz es Ihnen eingibt.
Früher wäre es für Sie der reine Selbstmord; aber das
ist ja Ihre Sache. Ich mache mir gar keine Illussionen. Es
wäre nicht logisch, Ihnen Metz genommen zu haben, das
doch französisch ist, wenn uns nicht eine gebietende Not-
wendigkeit zwänge, es zu behalten. Ich wollte im Prinzip
diese Stadt nicht für Deutschland behalten. Als die Frage
vor dem Kaiser verhandelt wurde, fragte der Generalstab,
ob ich ihm garantieren könnte, daß Frankreich nicht eines
Tages seine Revanche nehmen würde. Ich antwortete, daß
ich im Gegenteil pollständig davon überzeugt sei. Bei dieser
Lage der Dinge ist Metz ein Glacis, hinter das man 100.000
Mann legen kann. So mußten wir es denn behalten. Ich
sage dasselbe von Elsaß-Lothringen. Wir hätten einen Fehler
begangen, als wir es Ihnen nahmen, wenn der Frieden
dauerhaft wäre; denn für uns werden diese Provinzen eine
Schwierigkeit bilden.“
Gabriac: „Ein Venetien, mit Frankreich dahinter! Die
Worte Eurer Exzellenz scheinen mir eins zu beweisen, näm-
lich, daß wir logischer sind wie Sie. Sie haben den Frieden
unterzeichnet, und Ihre Sprache ist die Sprache des Krieges.
v. Poschinger, „Also sprach Bismarck“ Band ll. 9