Full text: Also sprach Bismarck. Band II. 1870 - 1888. (2)

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anderer Meinung. Nichts in der öffentlichen Meinung Frank- 
reichs, der Haltung der Presse, der wenig zubversichtlichen 
Sprache einer Regierung, deren Dauer wenig gesichert ist, kann 
Vertrauen einflößen. Um Ihnen offen meine Meinung zu 
sagen, so glaube ich nicht, daß Sie gegenwärtig den augen- 
blicklichen Waffenstillstand brechen wollen. Sie werden uns 
zwei Milliarden bezahlen. Aber lassen Sie uns im Jahre 1874 
sein, und Sie sollen die drei übrigen entrichten, dann werden 
Sie uns den Krieg anfagen. Nun wohl, wenn Sie die Feind- 
seligkeiten wieder beginnen müssen, dam ist es für uns 
besser, wenn auch nicht für Sie, daß es eher früher wie 
später geschehe. Warten Sie noch zehn Jahre, und dann 
fangen Sie wieder an, wenn das Herz es Ihnen eingibt. 
Früher wäre es für Sie der reine Selbstmord; aber das 
ist ja Ihre Sache. Ich mache mir gar keine Illussionen. Es 
wäre nicht logisch, Ihnen Metz genommen zu haben, das 
doch französisch ist, wenn uns nicht eine gebietende Not- 
wendigkeit zwänge, es zu behalten. Ich wollte im Prinzip 
diese Stadt nicht für Deutschland behalten. Als die Frage 
vor dem Kaiser verhandelt wurde, fragte der Generalstab, 
ob ich ihm garantieren könnte, daß Frankreich nicht eines 
Tages seine Revanche nehmen würde. Ich antwortete, daß 
ich im Gegenteil pollständig davon überzeugt sei. Bei dieser 
Lage der Dinge ist Metz ein Glacis, hinter das man 100.000 
Mann legen kann. So mußten wir es denn behalten. Ich 
sage dasselbe von Elsaß-Lothringen. Wir hätten einen Fehler 
begangen, als wir es Ihnen nahmen, wenn der Frieden 
dauerhaft wäre; denn für uns werden diese Provinzen eine 
Schwierigkeit bilden.“ 
Gabriac: „Ein Venetien, mit Frankreich dahinter! Die 
Worte Eurer Exzellenz scheinen mir eins zu beweisen, näm- 
lich, daß wir logischer sind wie Sie. Sie haben den Frieden 
unterzeichnet, und Ihre Sprache ist die Sprache des Krieges. 
v. Poschinger, „Also sprach Bismarck“ Band ll. 9
	        
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