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und systematisch gegen Preußen agitierten. Auch über einzelne
Abgeordnete sprach er sich aus, besonders über v. Lenthe und
Schröder; selbst der Erzbischof Ledochowski scheine das ihm
gewordene Vertrauen nicht zu verdienen.
Berlin, 20. bis 24. November 1871.
Unterredung mit dem Abgeordneten v. Forcken-
beck, betreffend den Militäretat.“
Am 20. November, nachmittags 3 Uhr, verhandelte Bis-
marck mit dem Reichstagsabgeordneten Forckenbeck über die
Forderung der Nationalliberalen, 1,500.000 Taler von dem
Militäretat abzusetzen. Bis zum 24. desselben Monats wieder-
holten sich die Konferenzen mit Bismarck, und den Mi-
nistern v. Selchow und v. Roon, die mit Konflikt drohten
und endlich mit dem Vergleichsvorschlage kamen, das alte
Pauschgquantum auf drei Jahre zu verlängern. Dann wollten
sie Mehrforderungen von 2 bis 5 Millionen Talern aufgeben.
Berlin, Spätherbst 1871.
Unterredung mit dem Justizminister Dr. Leon-
hardt, betreffend die Ergänzung des Strafgesetz-
buches.
Bismarck bemerkte bei mehreren gelegentlichen Bespre-
chungen mit Dr. Leonhardt, daß die deutsche Kriminal-Rechts-
pflege einer legislativen Nachhilfe bedürfe: „Anzustreben ist
in erster Linie eine Verminderung der Antragsdelikte, z. B.
hinsichtlich der im Wege des Zwanges herbeigeführten Teil-
*) M. Philippson „Aus Forckenbecks Briefen an seine Ge-
mahlin“ in der „Deutschen Revue“, Maiheft 1899, S. 166 f.