Full text: Also sprach Bismarck. Band II. 1870 - 1888. (2)

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Ihrige. Der Friede zwischen Deutschland und Frankreich hätte 
nie getrübt werden sollen. Es ist daher wünschenswert, die 
Dinge wieder auf den Fuß zu bringen, wie sie vor zwei Jahren 
vor dem Kriege waren. Sie werden auf unserer Seite den 
besten Willen finden, dies Ziel zu erreichen.“ Bismarck sprach 
sich dann nicht weiter hierüber aus, bot dem Botschafter eine 
Zigarre an, und das Gespräch wandte sich unbedeutenden 
Dingen zu. Endlich, nach Verlauf einer Viertelstunde, während 
welcher Bismarck 2 bis 3 mal geschellt hatte, um Selters- 
wasser zu verlangen, — eine Flasche wurde zurückgeschickt, 
weil sie verdorben war — sagte er gravitätisch und bestimmt: 
„Da ich das Glück habe, Sie zu sprechen, so erlauben Sie mir 
bitte, Ihnen vertraulich zwei Worte über die Depesche zu sagen, 
welche ich an den Botschafter Arnim gerichtet habe, aus An- 
laß der Ermordung deutscher Soldaten. Sie haben sich in 
Frankreich über den Sinn meiner Depesche aufgeregt. Sie 
hat den Zweck, in Deutschland zu beruhigen und nicht, Frank- 
reich zu bedrohen. Glauben Sie mir, dies war unsere einzige 
Absicht.“ 
Gontaut--Biron: Es sei bedauerlich, daß dieser Kom- 
mentar nicht die Depesche begleitet habe; er sei erstaunt, daß 
es nötig gewesen sei, in Deutschland eine beruhigende Wirkung 
hervorzubringen. 
Bismarck: „Und doch ist es so, denn die Familien der 
Soldaten der Okkupationsarmee waren über die Freisprechung 
der Mörder in Melun und Paris empört, und sie befürchteten 
die Rückkehr ähnlicher beklagenswerter Ereignisse. Die deutsche 
Presse hat sich über dieses Thema sehr aufgeregt; es war also 
unbedingt nötig, eine Beruhigung der Gemüter der Sieger ein- 
treten zu lassen.“ 
Gontaut: „Wenn von Siegern und Besiegten die Rede 
ist, so haben die letzteren viel mehr ein Recht darauf, beruhigt 
zu werden, und sie haben ein Recht auf Rücksichten, welche 
die anderen nicht nötig haben.“
	        
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