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Der Kanzler ließ sich durch die Erwiderung Gontaut—
Birons nicht irre machen, und wiederholte sein Argument mit
der ihm eigenen Zähigkeit. Gontaut-Biron glaubte sich mit
der Versicherung seines guten Willens, Frankreich nicht be-
drohen zu wollen, und mit Bismarcks Bedauern, mißverstanden
worden zu sein, begnügen zu sollen; deshalb drängte er nicht
weiter und drückte nur die Hoffnung aus, daß dieser Zwischen-
fall nunmehr erledigt sei. Bismarck antwortete mit demselben
Wunsche.
Die Konversation berührte demnächst die „Internatio-
nale.“ Bismarck und Gontaut--Biron waren einig über die
große Gefahr, welche diese Organisation für ganz Europa
im Gefolge haben könnte. Gontaut-Biron bemerkte, die fran-
zösische Volksvertretung sei im Begriffe, einen Gesetzentwurf
zu beraten, welcher in seinem Paragraph 1 bestimme, daß die
bloße Tatsache, der „Internationale“ anzugehören, sei es
durch Einschreiben seines Namens in deren Listen oder durch
Zahlung eines Jahresbeitrages, ein Delikt involoviere.
Bismarck: „Ich weiß es, ich erwarte die Verkündigung
Ihres Gesetzes und ich nehme mir vor, dasselbe als Muster zu
nehmen für die Maßregeln, die wir unsererseits treffen
wollen.“ Bismarck beklagte sich sodann über die Haltung,
welche die französische Presse bei verschiedenen Anlässen
eingenommen habe. „Die unsere ist viel reservierter. Und
doch ist die deutsche Presse mit Ausnahme der „Norddeutschen
Allgemeinen“, der wir eine Unterstützung von 10.000 Talerm
lediglich zu dem Zwecke geben, um einige Mitteilungen zur
Veröffentlichung zu bringen, bei uns vollständig frei. Frei-
lich haben wir auch einige schlechte und selbst sozialistische
Blätter.“
Schließlich gab Bismarck dem Botschafter die Versicherung,
daß er demnächst von den Majestäten empfangen werden
würde. „Der König ist auf der Jagd; sobald er aber zurück