— 151 —
und fragte alsdann, ob die Regierung einem altkatho-
lischen Bischof die Anerkennung geben würde.
Bismarck: „Mein Standpunkt ist ganz der Ihrige. Ich
halte die Altkatholiken für die einzigen Katholiken, denen
eigentlich alles gebührt. Wenn nun die Regierung diesen
Standpunkt praktisch, zum Teil aus den hervorgehobenen
Gründen nicht durchgeführt und nicht gesagt hat: „wir sehen
die Millionen nicht mehr als Katholiken an“, so hat sie
ihn darum nicht aufgegeben. Ich habe bisher verhindert, daß
das Geringste geschehen ist, wodurch diesem Standpunkte prä-
judiziert würde; man kann daher in jedem Augenblicke sich auf
ihn stellen. Was meine Ansicht betrifft, so habe ich sofort, als
ich Ihre Memoire gelesen, prima facie mir gesagt und bleibe
dabei: wählen Sie einen Bischof, kommen Sie dann ein um
die Anerkennung. Wir können diese nicht versagen, da wir
zugeben müssen, daß mit dem Vatikanum alles hinfällig
geworden ist, und deshalb die Formen nicht mehr passen. Als
Politiker muß ich Ihnen aber raten, nicht bloß nach meiner
Ansicht zu handeln, sondern ich muß versuchen, meine Kollegen
dahin zu bringen. Ich werde, wenn dazu Zeit sein sollte,
morgen in der Sitzung des Staatsministeriums, die ich bei
mir werde abhalten müssen, den Gegenstand zur Sprache
bringen, jedenfalls aber unausgesetzt ihn im Auge behalten.
Sagen Sie Geheimrat Bucher in meinem Auftrage, er möge
mich wöchentlich einmal an den Gegenstand erinnern.“
Schulte setzte auseinander, daß und weshalb die Bischofs-
wahl für die Altkatholiken Lebensfrage sei. Dann hob er die
Notwendigkeit hervor, daß Bischof und Klerus eine sichere
Existenz geboten werden müsse, daß leider die Regierung zu
erklären versäumt habe: sie werde Geistliche, welche sich dem
Vatikanum nicht unterwerfen, halten, und nicht mitwirken, sie
ums Brot zu bringen; bei dem Falle Tangermann habe
sie allerdings das Gegenteil getan, förmliche Henkersdienste