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sie nicht. Merkwürdigerweise ist gerade der Finanzminister
Camphausen der größte Gegner, weil, so sagt er, am Rhein
sich schon gezeigt habe, daß die Macht des Klerus nur größer
geworden ist.
Der zweite Gegenstand betrifft die Erziehung und An-
stellung der Geistlichen. Sollte sich dem im Ministerium oder
im Abgeordnetenhause eine verbreitete Ansicht entgegenstellen,
daß derselbe sich verfassungsmäßig nicht durchführen lasse,
so bin ich nicht der Ansicht, denselben trotzdem einzubringen.
Man muß dann dem Gesetze eine andere Tournüre geben,
so daß man mit der Verfassung auskommt, und zugleich
eine Vorlage machen, welche auf Deklaration, beziehungs-
weise Abänderung der Verfassung abzielt. Ebenso verhält
es sich mit dem dritten Entwurf, betreffend die Disziplin
über den Klerus und den Mißbrauch der Amtsgewalt. In
jedem Falle müssen wir die Vorlagen auf den Tisch des Hauses
bringen, wenn sie auch in dieser Session nicht durchgehen,
damit die Welt unsere Entschiedenheit sieht.
Ich habe seit vierzehn Tagen, wo ich hier bin, alles
daran gesetzt, daß vorläuifg das ganze Ministerium bleibt,
und deshalb noch gar keine anderen Sachen betrieben. Hätte
Roon abtreten müssen, so würde es geheißen haben, die
Militärpartei sei unterlegen, und es trete eine Schwenkung
ein. Wäre Eulenburg gegangen, so würde man die Kreis-
ordnung als Grund angegeben haben. Jetzt kommt es darauf
an, die Homogenität entweder mit dem bestehenden Mini-
sterium herzustellen oder zu schaffen.“
Schulte gab der Ansicht Ausdruck, daß man mit diesen
Gesetzen nicht das Ziel erreichen werde, den Ultramontanis-
mus zu vernichten, daß es mißlich sei, diese Gesetze auch
auf die evangelische Kirche anzuwenden, die nichts ver-
brochen habe.
Bismarck: „Falk meint, es sei nicht möglich, für die