— 156 —
Itzenplitz, die Stellung des Ministerpräsidenten,
die Haltung der konservativen Partei.“
Die Unterredung drehte sich zuerst um die Amtstätig-
keit des Finanzministers von der Heydt, über die sich v. Diest-
Daber beklagt hatte. Mit Bezug auf ihn bemerkte Bismarck:
„Es sind nur sechs Monate in seinem Leben gewesen, wo er
wirklich Verdienste um den Staat gehabt hat. Dies war
beim Ausbruch des Oesterreichischen Krieges. Bodelschwingh
hat damals die Flinte ins Korn geworfen und plötzlich er-
klärt, es sei nur noch für fünf Tage Geld in den Kassen.
Damals bin ich zu Heydt hingefahren, dieser hat ohne wesent-
liche Bedenken Geld beschaffen können und in wenigen Stunden
ist er Finanzminister gewesen. Ich fürchte, daß ich den Kaiser
schwer werde dazu bewegen können, näher auf seine Amtstätig-
keit einzugehen. Den Versuch will ich nichtsdestoweniger machen.
Stellen Sie mir Ihre Gravamina über Heydt zusammen.
Ich will dem Kaiser dann das Schriftstück zur Durchsicht
geben. Letzterer hat die Gewohnheit, wenn ihm etwas nicht
ganz genehm ist, eine solche Schrift in einen Kasten ein-
zuschließen und so bald nicht wieder herauszugeben. Dann
ließe sich aber, um nicht zu viel Zeit zu verlieren, noch mit
der Untersuchungskommission operieren.“
Uebergehend zu den Angriffen, welche der Abgeordnete
Dr. Lasker anfangs Februar 1873 gegen den Geheimrat
Hermann Wagener und damit auch indirekt gegen die Ver-
waltung des gegenwärtigen Handelsministers Grafen Itzenplitz
erhoben hatte, bemerkte Bismarck: „Ich bin nicht außer Sorge,
ob Itzenplitz intakt aus der Untersuchung hervorgehen wird.
Es würde mir das sehr leid tun, zumal ich mir eine Art
Vorwurf daraus machen müßte, ihn so lange in der Ver-
*) Nach einer Aufzeichnung Diest-Dabers. Bei der Stel-
lung, die derselbe später Bismarck gegenüber eingenommen hat,
ist seine Darstellung mit großer Vorsicht zu benützen.