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mindern würden. Infolge dessen würde es eine Unklugheit
seitens Deutschlands sein, auf das Pfand der territorialen
Besetzung vor der vollständigen Bezahlung zu verzichten. Der
Abzug der deutschen Truppen könnte außerdem leicht das
Signal zu revolutionären Agitationen werden. Der Abge-
ordnete Dufaure hat selbst in der Assemblee Nationale dieser
Befürchtung Raum gegeben; außerdem regt sich Gambetta
auf; er ist ein mittelmäßiger Mensch, aber dabei energisch und
solche Leute sind bei der Regierung der Völker am ge-
fährlichsten.“
Gontaut-Biron: „Der Tod von Thiers würde allerdings
ein bedenkliches Ereignis sein, aber er wäre nicht im Stande,
den Wert guter Tratten, welche auf die ersten Bankhäuser
Europas gezogen sind, zu vermindern. Ich begegne allerdings
bei vielen Deutschen der Annahme, daß der Abzug der deutschen
Truppen in Frankreich das Signal zu einem Ausbruch der
Parteileidenschaften abgeben wird. Ich halte indessen diese
Befürchtung für vollständig unbegründet. Der Fortschritt in
der Herstellung der Ordnung ist überall wahrnehmbar. Eure
Durchlaucht haben selbst die Richtigkeit der Darstellung, welche
Thiers gegeben, einräumen müssen, und nichts beweist ihre Rich-
tigkeit mehr, als die Wiederherstellung unseres Kredites und
die Leichtigkeit, mit welcher sich unsere Zahlungen ohne eine
Finanzkrisis vollziehen. Man überschätzt in Deutschland die
Bedeutung und die Chancen Gambettas, welche sich augen-
scheinlich im Rückgange befinden, seitdem sich Thiers mit
der Rechten geeinigt hat. Der konservative Geist hat genug
Kraft erhalten, um keine Diktaturen mehr zu ertragen. Wenn
Sie die Truppen am 1. Juli zurückziehen, so wird dann bereits
ein großer Teil der fünften Milliarde bezahlt sein und für
die Garantierung des Restes bedarf es Belforts nicht.“
v. Poschinger, „Also sprach Bismarck“ Band II. 11