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Hierauf teilte der Botschafter dem Fürsten seine neueste
Instruktion mit und rief ihm aufs Neue die Gründe ins Ge-
dächtnis, warum die französische Regierung und die öffentliche
Meinung Verdun den Vorzug gäben. Die Kontrahenten
kamen dahin überein, daß Gontaut auf der Stelle nach
Paris berichten, und am folgenden Tage dem Kanzler die
von dort erhaltene Antwort mitteilen sollte. Lautete dieselbe
auf Belfort, so sollte sogleich unterzeichnet werden.
Bismarck betonte aufs neue die Gründe, weshalb die
Unterzeichnung in Berlin erfolgen sollte. In Bezug auf die
Frage der Räumunggfrist nach jeder Zahlung waren ernste
Schwierigkeiten von keiner Seite mehr zu gewärtigen. Was
Belfort anbelangt, wandte Bismarck alle Ueberredungskünste
an, um den Botschafter in seinem Sinne zu gewinnen. „Ich
will Ihnen unter anderem hier etwas anvertrauen. Unsere
Offiziere und Unteroffiziere sind schlecht bezahlt; so lange
sie in Frankreich sind, bekommen sie Doppellohn, d. h. sie be-
kommen ihren eigenen Sold und die Entschädigung, welche
noch Frankreich den Okkupationstruppen zu zahlen hat. Sie
befinden sich dabei so wohl, daß sie alles aufwenden, um
das nötige Arrangement in die Länge zu ziehen, was un-
bedingt geschehen wird, wenn Sie Verdun an die Stelle
von Belfort setzen wollen, wo die Garnison viel kleiner ist,
als in dem erstgenannten Platze. Die Militärs haben mir
dies nicht zugestanden, aber ich habe sie durchschaut.“
Gontaut: „Ich kann mir den Gesichtspunkt der Militärs
wohl erklären, aber für Sie und für mich ist dies doch eine
nebensächliche Erwägung.“
Bismarck: „Nein, keineswegs nebensächlich; denn ich muß
in dieser ganzen Frage den Wünschen der Militärs Rechnung
tragen. Wenn Sie dem ursprünglichen Arrangement bei-
treten, so sind wir gleich zu Ende und wir können noch heute
Abend zeichnen.“
Gontaut-Birons Widerspruch ärgerte Biomarck. Er sprach