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siegreichen Kriege von 1866, wo Sie mit den Konservativen
alles in der Hand hatten —“.
Bismarck: „Indemmität, was wollen Sie damit? War
es für mich damals möglich, anders zu operieren, um einen
starken Norddeutschen Bund zustande zu bringen? Mußten
wir nicht mit den liberalen Fraktionen Frieden schließen, nach-
dem in Oesterreich dieselbe Operation vollzogen war, ja, nach-
dem Oesterreich versucht hatte, durch möglichst liberale Kon-
zessionen Deutschland möglichst auf seine Seite zu ziehen?
Unsere gesamte Stellung in Europa machte damals die Nach-
suchung der Indemnität mir zur Pflicht.“
Diest: „Aber doch werden Eure Durchlaucht, so viel
Nachgiebigkeit Sie auch den Liberalen gegenüber zu Liebe des
Bestrebens, Preußens und Deutschlands Macht nach außen
zu vergrößern, gezeigt haben, niemals von den Liberalen
als der ihrige angesehen werden; ich habe noch vor kurzem
mehrere Artikel in den Zeitungen der liberalen Fraktionen
gesehen, in welchen Sie nur geschildert werden wie der,
welcher den Liberalen die Kastanien aus dem Feuer zu holen
habe.“
Bismarck: „Ich weiß das sehr gut, aber ist die Behand-
lung, die ich von den Konservativen erfahre, nicht deshalb
um so trauriger? Es ist nicht anders, ich werde durch meine
Freunde gezwungen, meinen Platz aufzugeben.. Tun Sie
mir den Gefallen und lesen Sie einmal wieder Luthers Schrif-
ten, wie ich es jetzt getan, lesen Sie vor allem Luthers Brief
an den Adel deutscher Nation, und Sie werden finden, daß
ich nur einen kleinen Bruchteil von dem, was Luther gegen
Rom und den Papst durch die Staatsgewalt ausgeführt wissen
will, jetzi durch die Kirchengesetze erstrebe. Und dann erklären
Sie mir den Widerstand derer gegen die Kirchengesetze, die sich
mit Vorliebe „lutherisch“ nennen!“