Full text: Also sprach Bismarck. Band II. 1870 - 1888. (2)

— 182 — 
siegreichen Kriege von 1866, wo Sie mit den Konservativen 
alles in der Hand hatten —“. 
Bismarck: „Indemmität, was wollen Sie damit? War 
es für mich damals möglich, anders zu operieren, um einen 
starken Norddeutschen Bund zustande zu bringen? Mußten 
wir nicht mit den liberalen Fraktionen Frieden schließen, nach- 
dem in Oesterreich dieselbe Operation vollzogen war, ja, nach- 
dem Oesterreich versucht hatte, durch möglichst liberale Kon- 
zessionen Deutschland möglichst auf seine Seite zu ziehen? 
Unsere gesamte Stellung in Europa machte damals die Nach- 
suchung der Indemnität mir zur Pflicht.“ 
Diest: „Aber doch werden Eure Durchlaucht, so viel 
Nachgiebigkeit Sie auch den Liberalen gegenüber zu Liebe des 
Bestrebens, Preußens und Deutschlands Macht nach außen 
zu vergrößern, gezeigt haben, niemals von den Liberalen 
als der ihrige angesehen werden; ich habe noch vor kurzem 
mehrere Artikel in den Zeitungen der liberalen Fraktionen 
gesehen, in welchen Sie nur geschildert werden wie der, 
welcher den Liberalen die Kastanien aus dem Feuer zu holen 
habe.“ 
Bismarck: „Ich weiß das sehr gut, aber ist die Behand- 
lung, die ich von den Konservativen erfahre, nicht deshalb 
um so trauriger? Es ist nicht anders, ich werde durch meine 
Freunde gezwungen, meinen Platz aufzugeben.. Tun Sie 
mir den Gefallen und lesen Sie einmal wieder Luthers Schrif- 
ten, wie ich es jetzt getan, lesen Sie vor allem Luthers Brief 
an den Adel deutscher Nation, und Sie werden finden, daß 
ich nur einen kleinen Bruchteil von dem, was Luther gegen 
Rom und den Papst durch die Staatsgewalt ausgeführt wissen 
will, jetzi durch die Kirchengesetze erstrebe. Und dann erklären 
Sie mir den Widerstand derer gegen die Kirchengesetze, die sich 
mit Vorliebe „lutherisch“ nennen!“
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.