— 185 —
Berlin, zwischen 19. und 21. April 1873.
Unterredung mit dem französischen Botschafter
Vicomte de Gontaut-Biron, betreffend französische
Verhältnisse, den Grasfen Harry Arnim, ein Glück-
wunsch-Telegramm an den Präsidenten Thiers.“
Die Unterredung fand im Kgl. Schloß bei den Feierlichkeiten
zu Ehren der Vermählung des Prinzen Albrecht von Preußen
mit der Prinzessin Marie von Sachsen-Altenburg statt. Zu-
nächst bemerkte Bismarck, daß er dem Präsidenten Thiers aus
Anlaß seines Geburtstages ein Glückwunschtelegramm gesandt
habe. „Da ich aber nicht sicher bin, ob es Thiers angenehm
ist, dasselbe direkt zu erhalten, so habe ich es dem General
Manteuffel geschickt, mit dem Auftrage, das weitere nach
seinem Ermessen zu veranlassen. Ich kann mir nicht verhehlen,
daß mein Name in Frankreich noch böses Blut macht, und daß
infolge davon das bloße Erhalten eines Telegrammes mit
meiner Unterschrift der Popularität desjenigen, an den es
gerichtet ist, sehr schaden könnte, was mir große Zurückhaltung
auferlegt.“
Gontaut-Biron erwiderte dem Kanzler, daß die Gesin-
nungen, von denen er sprach, in der Rückbildung begriffen
seien, und daß Thiers sehr gerührt sei von der Erinnerung an
ihn, was umso natürlicher scheine, weil er den guten Willen an-
erkenne, den Bismarck in seinen Verhandlungen mit ihm (Gon-
taut-Biron) an den Tag gelegt habe, und daß er ihn, den Bot-
schafter ausdrücklich beauftragt habe, ihm dies zu sagen.
gesetz, enthalten in der anonym erschienenen Schrift: „Aus der
Wilhelmstraße“, Seite 87.
") Vicomte de Gontaut-Biron Mon Ambassade en
Allemagne 1872 bis 1873, S. 325—326.