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Berlin, zirka 10. Mai 1873.
Unterredung mit dem englischen Botschafter, Lord
Odo Russel, betreffend Deutschland und Frankreich,
die Erhöhung der Machtfülle des Ministerprä-
sidenten in Deutschland.“
Bismarck bemerkte über das Verhältnis zu Frankreich,
nachdem er im April 1873 den deutschen Kaiser nach Peters-
burg begleitet hatte: „Die Reise ist aus der Absicht hervorge-
gangen, den Franzosen, wenn möglich, Furcht vor einem Frie-
densbruch einzuflößen und Thiers Illusionen hinsichtlich eines
französisch-russischen Bündnisses zu zerstören.“ Wiederholt kam
Biemarck auf den Widerstand zurück, den er bei dem Kaiser
Wilhelm mit seiner Absicht finde, die Institutionen des eng-
lischen Premier-Ministers in Preußen einzuführen, als das
beste Mittel, die politische Erziehung in Preußen zu fördern,
und die Kunst der Selbstregierung zu lehren.
Berlin, 29. Mai 1873.
Unterredung mit dem französischen Botschafter
Vicomte de Gontaut-Biron, betreffend das neue
Beglaubigungsschreiben desselben sowie des Gra-
fen Arnim in Paris nach dem Rücktritt von Thiers
und der Ernennung des Marschall Mac-Mahon
zum Präsidenten der Republik.“
Gontaut-Biron hatte angenommen, es bedürfe im vor-
liegenden Falle eines neuen Beglaubigungsschreibens des-
*) Nach einem Berichte des Lord Odo Russel an Lord
Granville, d. d. 10. Mai 1873; The Life of Granville
1815 — 1891 by Lord Edmond Fitzmaurice, Bd. II, S. 13,
und Emil Daniels: „Die englischen Liberalen und Fürst Bismarck,
„Preußische Jahrbücher"“, Nr. 11 vom 31. Januar 1906.
*) A. a. O., S. 355,/358.