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hat ja meine Regierung bereits ein Zirkular an die Bischöfe
erlassen, das Ihnen bekannt gegeben wurde.“
Bismarck: „Ich gebe zu, das ist ein kleiner Schritt auf
dem Wege der Weisheit. Aber glauben Sie, daß er aus-
reicht?“
Gontaut: „Gewiß. Genügt dieser Anvis nicht, so müssen
wir uns eben dann zu anderen Maßregeln entschließen. Das
Zirkular wird aber seine Wirkung tun. Beweis: Die Sprache
der Bischöfe in den letzten 14 Tagen, und die Worte, welche der
neue Kardinal-Erzbischof von Cambrai sprach, als ihm der
Marschall Mac-Mahon die barette überreichte. Seine Worte.
verbürgen, daß die Geistlichkeit sich fürderhin von der Politik
fernhalten wird. Es sind dies Symtome, welche für die Zu-
kunft eine Beruhigung gewähren.“
Bismarck: „Ich glaube, Sie sind mit meinem Gedanken-
gang noch immer nicht vertraut. Der Vorgang, worüber wir
uns aussprechen, beschäftigt mich vom Standpunkte der inneren
Politik. Ein großes Land kann sich von so hochgestellten
Personen nicht angreifen lassen. Die bewußten Hirtenbriefe
haben innerhalb der katholischen und der protestantischen Be-
völkerung einen großen Widerhall gehabt. Ich muß der
deutschen Nation zeigen, daß ich mir Mühe gegeben habe,
eine Genugtuung dafür zu erhalten, daß die Gefühle der
Pietät, die sie für den Monarchen hegt, durch die Sprache
der Bischöfe verletzt wurden. Ich darf gegenüber den Kleri-
kalen und ihren Alliierten keine Schwäche zeigen. Und wie sollte
man, um nur ein Beispiel zu erwähnen, in Deutschland nicht
indigniert sein, wenn man im „Univers“ liest, der Kaiser
Wilhelm weigere sich, dem Grafen Fürstenberg eine Summe
von 500.000 Taler zurückzubezahlen, die er während seines
Exils entliehen hatte?“
Gontaut: „Der „Univers“ ist ein wenig einflußreiches
Blatt, welches nicht den französischen Episkopat repräsentiert.
Man sollte damit wenig Aufhebens machen, und diese Be-