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Gontaut: „Ueberdies handelt es sich im Augenblick nicht
um den Grafen Chambord, sondern um den Marschall Mac-
Mahon, der die Macht in den Händen hat, und in dessen
Namen ich Ihnen die friedfertigsten Versicherungen zu machen
habe.“
Bismarck: „Jeder Gedanke an Krieg liegt uns fern.
Welchen Vorteil könnte er uns bringen? In den Friedens-
vertrag, den wir mit Ihnen gezeichnet, haben wir alle Vor-
sichtsmaßregeln genommen und vielleicht sogar noch etwas
drüber hinaus. Wie könnte ein Staatsmann leichten Herzens
sein Land in einen Krieg verwickeln, wenn man, wie ich,
alle Leiden eines Krieges, sogar eines siegreichen, mit seinen
Augen gesehen hat. Nach 1866 hat man mich oft gedrängt,
gegen Frankreich das Schwert zu ergreifen; man sagte mir:
Frankreich, verletzt in seinem Stolze, wird uns doch früher
oder später bekriegen. Ich habe stets die Sache so viel als
möglich hinausgeschoben und ich habe geantwortet: Wir wer-
den in den Krieg ziehen, ihn aber nicht erklären. Sie wissen,
wer ihn veranlaßt hat. Man stellt mich auch jetzt in den
französischen und selbst in deutschen Zeitungen so hin, als riete
ich dem Kaiser zu einem neuen Kriege gegen Frankreich, um
aus unseren inneren Schwierigkeiten herauszukommen. Das
ist aber absolut falsch. Das wäre eine schlechte Politik! Der
inneren Schwierigkeiten im Reiche werde ich Herr, ohne zu
einem so gefährlichen Experiment meine Zuflucht zu nehmen,
und ich erkläre Ihnen, ich sehe jeden Versuch, einem Volke
den Krieg zu erklären, um auf diese Weise die inneren Schwie-
rigkeiten los zu werden, als einen unanständigen Akt an.
Ich will Sie nicht zu einer Entscheidung drängen, aber Sie
werden einen für die Gestaltung unserer Beziehungen sehr nütz-
lichen Weg beschreiten, wenn Sie mittels des „appel comme
d'abus“ wenn auch nicht gegen alle französischen Bischöfe,
welche Hirtenbriefe über die religiöse Verfolgung in Deutsch-
land geschrieben haben, zum Mindesten aber gegen den Bischof