Full text: Also sprach Bismarck. Band II. 1870 - 1888. (2)

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auch in Ungarn die Agitationen unter den Nationalitäten 
aufhören würden, welche jeder für das Werk russischer Hände 
halte. 
Bismarck: „Sie müssen wissen, daß es zweierlei russische 
Politik giebt: die St. Petersburger und die von Konstanti- 
nopel. Sowie ein Gesandter nach Konstantinopel geht, wird 
er sofort unter den andern zum Narren; diese haben ewigen 
Streit und Hader unter einander, sie wetteifern, zanken, intri- 
guieren und machen die europäische Politik, als ob sie damit be- 
traut wären. Alles das aus gegenseitiger Antipathie, bis man 
sie zurückkeruft. Wenn Sie mit russischen Intriguen Un- 
annehmlichkeiten haben, so können diese nur von Konstantinopel 
herkommen, nicht aus St. Petersburg, sodaß sie gar kein ernstes 
Gewicht haben. Der russische Czar und die russische Regie- 
rung wollen den Frieden aufrichtig.“ 
Jokai nahm sich die Freiheit, seine leichte Besorgnis für 
den Fall eines eventuellen Herrscherwechsels auszudrücken. 
Bismarck: „Glauben Sie, daß der russische Thronerbe 
dieselbe Politik befolgen wird, welche der gegenwärtige Czar 
festhält ? Er ist ein biederer Familienvater, welcher den Frie- 
den und die Ruhe liebt, und dem es gar nicht in den Sinn kommt, 
Tamerlanische oder Napoleonische Feldzüge zu planen, das 
Testament Peter des Großen auszuführen; der sich freut, 
wenn er im Kreise seiner Familie glücklich leben kann. — 
Von dieser Seite haben Sie nichts zu befürchten. — Der 
einzige Mensch, welcher jetzt den europäischen Frieden stören 
könnte, ist der Papst.“ 
Während der Unterredung hielt Bismarck zwei lange 
Bleistifte in der Hand, und als er sagte, daß er nach den 
österreichischen Provinzen kein Verlangen trage, demonstrierte 
er diesen Ausspruch damit, daß „wir nicht einmal ein großes
	        
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