Full text: Also sprach Bismarck. Band II. 1870 - 1888. (2)

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den Meuchelmord verdamme und fürchte, durch dergleichen 
die Situation nur zu verschlimmern, erfolgte mit mehr dialekt- 
freier Betonung die Antwort: „Schlimmer, als es gegenwärtig 
bei uns ist, kann es gar nicht werden.“ 
Das einzige, was bei Kullmann zu finden, war ein auf 
einen halben Oktav-Briefbogen geschriebenes Gedicht von 5—6 
Strophen zur Verherrlichung des Papstes. Kullmann er- 
klärte auf Befragen, daß er es eigenhändig geschrieben habe. 
Auf weitere Frage, ob er es auch verfaßt habe, sagte er, er 
habe es aus dem zu Heiligenstadt erscheinenden „Eichsfelder 
Wochenblatt“ abgeschrieben. Bismarck fand dies wenig wahr- 
scheinlich, da die Handschrift von einem des Schreibens Kun- 
digeren herrühre, während der auf einer Karte, die bei Kull- 
mann gefunden wurde, zweimal vermerkte Name „Diruf“, 
den Kullmann gleichfalls geschrieben haben wollte, eine des 
Schreibens wenig fähige und darin ungeübte Hand verriet. 
Bismarck fragte, ob Kullmann bereit wäre, das Gedicht 
alsbald nochmals abzuschreiben. Hierauf und auf die wieder- 
holte Frage des Reichskanzlers, wer ihn damit ausgerüstet 
habe, schwieg Kullmann.“) 
gekannt haben, warum haben Sie mich denn umbringen wollen? 
— mir darauf geantu ortet: Wegen der Kirchengesetze in Deutsch- 
land. Ich habe ihn weiter gefragt, ob er denn glaubte, 
damit diese Sache zu verbessern? Darauf hat er gesagt: Bei 
uns ist es schon so schlimm; es kann nicht schlimmer werden. 
Ich habe mich überzeugt gehalten, daß er diese Redensart irgendw? 
in Vereinen aufgeschnappt hatte. Und dann hat er noch gesagt: 
Sie haben meine Fraktion beleidigt! Ich sagte: Welches ist 
Ihre Fraktion? Darauf hat er mir vor Zeugen zFesagt: Die 
Zentrumsfraktion im Reichstag!“ 
*) Mit Bezug auf den kurze Zeit nach dem Attentat ge- 
fallenen Ausspruch, daß es gewissermaßen zu Bismarcks Stellung 
gehöre, von Zeit zu Zeit angeschossen zu werden, erwiderte der 
Kanzler: „Wenn ich es wenigstens nur auch erreichen könnte, 
wie das Jagdwild alljährlich eine bestimmte Schonzeit zu genießen, 
wo man vor Schüssen sicher ist.“ 
  
 
	        
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