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tagsmehrheit nicht mehr aushalten. Zweimal ist bereits auf
mich geschossen worden. Täglich erhalte ich jetzt Warnungen der
Polizei, nicht mehr auszugehen oder im offenen Wagen aus-
zufahren. Jetzt mag einmal ein anderer Kanzler von fana-
tisierten katholischen Gesellen auf sich schießen lassen.“
Berlin, Mitte Dezember 1874.
Unterredung mit dem in Paris lebenden Jour-
nalisten Landsberg über den Arnim-Prozeß.“
Bimarck ließ zu Anfang der Unterhaltung Landsberg
weger der Zurückhaltung, die er im Prozeß Arnim beob-
achtet hatet, hart an, und wurde erst später liebenswürdig:
„Wenn Arnim sich bei dem erstgerichtlichen Urteil“".) beruhigt,
so werde ich bei dem König auf seine Begnadigung antragen.
Wenn er aber appelliert, so wird man noch neues Material
bringen, insbesondere Geldangelegenheiten, Kriegsentschädi-
gungen, Friedensschluß usw. Manteuffel kann da sehr Gra-
vierendes aussagen.“
Berlin, Ende Dezember 1874.
Bemerkung über die Veröffentlichung verschie-
dener amtlicher Aktenstücke im Prozesse gegen den
früheren Botschafter Grafen Harry Arnim.““
Bismarck: „Ich begreife wohl, daß man in diploma-
tischen Kreisen über die Veröffentlichung zahlreicher Akten-
*) Denkwürdigkeiten des Fürste Schilli ürst,
Bd. 1d Lentwür g es Fürsten Hohenlohe-Schillingsfürst
») Am 9. Dezember 1874 begannen die Prozeß-Verhand-
lungen gegenüber Arnim; am 19. Dezember wurde derselbe vom
Berliner Stadtgericht zu 3 Monaten Gefängnis verurteilt wegen
Vergehens gegen die öffentliche Ordnung.
*“)Wem gegenüber die Aeußerung fiel, ist nicht bekannt.