Full text: Also sprach Bismarck. Band II. 1870 - 1888. (2)

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Varzin, 21. August 1875. 
Unterredung mit dem württembergischen Minister 
v. Mittnacht, betreffend den diplomatischen Aus- 
schußz des Bundesrates, die Gesandten Bayerns, 
Württembergs und Sachsens in Berlin, die 
bayerischen Minister, den Rücktritt Delbrücks, das 
Reichskanzleramt, die Eisenbahnfrage.“ 
Bismarck äußerte in Bezug auf den diplomatischen Aus- 
schuß des Bundesrates, dessen Belebung der bayerische Minister 
des Aeußeren v. Pfretzschner wenige Tage vorher bei ihm ange- 
regt hatte: „Im Grunde ist es kindisch von mir, Vorschläge 
für einen Ausschuß zu erwarten, der, weil mit dem Monopol 
des Kaisers in auswärtigen Angelegenheiten sich berührend, 
in keinem guten Rufe steht und dem namentlich auch der im 
Reichstag vertretene Unitarismus abgeneigt ist. Ich erblicke 
allerdings in der Unität nicht das politische Ideal. Einheit im 
Heerwesen und in der äußeren Politik, letztere nicht ohne 
Kontrolle durch die Verbündeten, genügen mir. Anderes kann 
verschieden sein. Im diplomatischen Ausschuß unter dem Vor- 
sitz Bayerns kann der Reichskanzler nicht erscheinen, wohl 
aber könnten die leitenden Minister, wenn sie selbst nach Berlin 
kommen, mir als Zeugen und Eideshelfer dienen, so wie das 
englische Parlament die englische Politik unterstützt. Machen 
kann man die Politik, die wie ein Kaleidoskop ist, nicht ge- 
meinsam, aber Mitteilungen zu machen, vielleicht in Quartal- 
sessionen, würde mir ganz erwünscht sein. Ein Blaubuch vor- 
zulegen wäre freilich unzweckmäßig; entweder man sagt darin 
nicht alles, oder nicht die Wahrheit, oder die Veröffentlichung 
ist nicht möglich. Bei ihrem nächsten Zusammentreffen in 
Berlin könnten die leitenden Minister eine Unterredung mit 
*) Nach der vorhin angegebenen Quelle S. 35 f und 
S. 55 — 58. Die Unterredungen fanden statt auf einem Spa- 
ziergang im Park und einer längeren Fahrt durch den Wald.
	        
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