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Eulenburg, des Verlobten der Tochter Bismarcks aus. Gon—
taut bedauerte gleichzeitig, Bismarck so lange Zeit nicht gesehen
zu haben, in Folge einer zweimaligen längeren Abwesenheit
von Berlin; das erste Mal wegen einer Familientrauer, das
andere Mal, um die Verhandlungen des französischen Parla-
ments persönlich verfolgen zu können. Er (Gontaut) freue
sich, am Schluß des Jahres eine Beruhigung in der Politik
der beiden Nachbarländer eintreten zu sehen; die Sprache der
deutschen sowohl wie der französischen Presse werde jetzt weniger
bitter, die Intriguen und das Mißtrauen legten sich, mit
einem Worte, das Verhältnis zwischen beiden Staaten sei
auf dem besten Wege, sich immer friedlicher zu gestalten.
Dies sei sein Ziel gewesen, als er nach Berlin gekommen, er
werde es stets verfolgen und würde sich freuen, etwas zu diesem
Resultate beigetragen zu haben, das beiden Staaten zugute
komme.
Bismarck: „Es ist mir lieb, daß Sie diesen Eindruck
haben, und doch hat man noch vor wenigen Monaten in
Frankreich an den Krieg geglaubt. Man war überzeugt,
daß wir es angreifen wollten. Ich frage mich, was zu so
falschen Gerüchten Anlaß gegeben haben kann. Können Sie
mir vielleicht darüber Auskunft geben? Ich weiß, es gibt
einen Kreis von Börsenspekulanten, die von überall zusammen-
gelaufen sind, hauptsächlich aus Deutschland, und die Nach-
richten dieser Art verbreiten. Gegenwärtig behaupten sie,
Rußland häufe an der Grenze Truppen an. Da sind auch
die Polen und Klerikalen, die diese Gerüchte aufgreifen,
weiter tragen, vergiften; aber das genügt nicht, um sie glaub-
würdig zu machen. Freilich, wir haben überdies noch die
Briefe hochstehender Frauen. So hat die arme Königin
Viktoria einen kläglichen Brief über die Gefahren und Folgen
des Krieges hierher geschrieben. Es muß doch wohl Di-
plomatenberichte gegeben haben, die dieses ganze Getöse ernst
genommen haben, denn Zeitungsartikel bedeuten nichts. Mein
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