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Freund Fürst Orloff hat diese Aufregungen zuerst nach Peters-
burg gemeldet. Aber woher hat er selbst sie gehabt, wenn
nicht aus Paris?“ ". 7
Gontaut: „Warum hätte er sie nicht aus Petersburg
haben können?“
Bismarck: „Nein, ich bin sicher, daß man in Rußland
vor Orloffs Briefen ahnungslos war. Aus Paris hat man
sie dann nach London und Wien übermittelt. Aber in Wien
hat man nicht daran glauben wollen. So hat man mich
überall als jemand hingestellt, der den Krieg anfacht und
stets bereit ist, diese Geißel über ganz Europa zu entfesseln.
Ich habe gut meine Friedensabsichten beteuern, man glaubt
mir nicht. Es ist deshalb zwecklos, daß ich jetzt fortfahre,
derartige Versicherungen zu geben. Aber das ist für mich
sehr unangenehm. Die Gerüchte haben die Geschäfte schwer
geschädigt, und man wird sich ihrer in Deutschland lange
erinnern. Sie waren im letzten Jahre in Rußland, und Sie
sollen, so wurde mir gesagt, dort gesagt haben, wir wollen
Ihnen den Krieg erklären.“
Gontaut: „Das ist ein Irrtum, ich war im letzten Jahre
nicht in Rußland; es sind zwei Jahre her. Möglich, daß
ich damals der Befürchtung eines deutsch-französischen Krieges
Ausdruck gegeben habe. Das war nicht unnatürlich — an-
gesichts der vorhergehenden Kämpfe und angesichts der Sprache
der deutschen Blätter.“
Darauf kam Bismarck wiederholt auf die Krieg sangst
von 1875 zurück, immer neue Fragen an den Botschafter
stellend, den er scharf firierte. Gontaut berief sich zur Recht-
fertigung der französischen Befürchtungen u. a. auf die deutsche
Presse, welche die öffentliche Meinung in Deutschland so sehr
über die französischen Rüstungen aufgeregt hatte, daß man
sich in Frankreich schließlich sagte: Deutschland will uns offen-
bar den Krieg erklären.
Bismarck: „Ich gebe zu, daß sich das Publikum durch