Full text: Also sprach Bismarck. Band II. 1870 - 1888. (2)

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menschliches Interesse an der Lage der Christen, hat aber 
dabei keine politische Aufgabe. Anders liegt es für Oester— 
reich und Rußland, welche direkt in Mitleidenschaft gezogen 
sind. Deutschland hat darauf hinzuarbeiten, daß zwischen ihnen 
eine Einigung erfolgt. Andrassy übernahm die Initiative. 
Nach der Rückkehr Alexanders von Livadia und nach der 
zweiten Irade des Sultans trat Rußland bei, auch Deutschland 
schloß sich an. Man verlangte vollkommene Religionsfrei- 
heit, Aufhebung der Zehentpachten, die Zuweisung der Ein- 
künfte von Bosnien und Herzegowina an diese Landesteile, 
einen Aufsichtsrat von Christen und Muhammedanern zur 
Ueberwachung der Ausführung, endlich die tunlichste Ab- 
lösung des Frohndienstes.“) 
Berlin, 10. April 1876. 
Unterredung mit den Justizministern mehrerer 
Bundesstaaten, betreffend die Eisenbahnfrage.““ 
Bismarck: „Die Presse und die einzelnen Regierungen 
haben sich so früh mit der Sache beschäftigt, daß dieselbe einen 
ernsteren und folgenschweren Charakter angenommen hat, als es 
ihre eigene Bedeutung verdient. Es ist mir daher Bedürfnis, 
mich mit Ihnen vertraulich zu besprechen, bevor ich dem preußi- 
*) 25. Januar 1876. Unterredung mit dem Landrat von 
Tiedemann, betr. seine Ernennung zum Rat im Staatsmini- 
sterium. Tiedemann a. a. O., S. 38. — In der Verstimmung 
über die verspätete Beschlußfähigkeit des Reichstages bemerkte 
Bismarck einmal (1876): „Wenn ich Reichstagsabgeordneter wäre, 
und drei Tage auf dem bestellten Platze vergeblich warten müßte, 
so würde ich einen der Nachzügler fordern, mir dabei aber den 
dicksten und kurzsichtigsten aussuchen.“ Onken Rud. v. Bennigsen, 
Bd. II, S. 287. 
*) Nach den Friesenschen Erinnerungen.
	        
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