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Hohenlohe: „Was halten Sie von der Beschickung der
Pariser Weltausstellung durch Deutschland?“
Bismarck: „Ich bin dagegen, und gegen die Bewilligung
irgend einer Summe dafür. Solange Deutsche in Frank-
reich schlecht behandelt werden, weil sie Deutsche sind, kann
Deutschland nicht mittun. Aber ich streite mich nicht darüber,
da ich ja gar nicht weiß, wie lange ich noch Minister sein
werde. Daß sich die Presse zu Gunsten der Beschickung aus-
gesprochen hat, ist gleichgültig, auch verhehle ich mir nicht,
daß unter den Beamten und Ministern viele Stimmen dafür
sind.“
Als Hohenlohe das Gespräch auf die Ersetzung des gegen-
wärtigen französischen Botschafters Gontaut-Biron lenkte, be-
merkte Bismarck: „Ich kann mit ihm nicht mehr verkehren;
er hat sich mit der Kaiserin Augusta eingelassen und gilt
seitdem nicht mehr als vertrauenswürdig.“")
Hohenlohe: „Wäre Ihnen Noilles als Nachfolger er-
wünscht?“
Biemarck: „Ich fürchte, die Frau würde hier doch un-
überwindlichen Schwierigkeiten begegnen. Fournier wäre mir
recht, ebenso St. Vallier und Dutreil.“)
Berlin, 23. November 1376.
Unterredung mit Geh. Rat v. Tiedemann, betref-
fend die Schwurgerichte in Preßsachen.“
Tiedemann: „Der Abgeordnete Dr. Völk bittet von Eurer
Durchlaucht empfangen zu werden, um für die Aburteilung
der Preßdelikte durch die Schwurgerichte zu plädieren.“
*) Bereits im Mai 1875 hatte Bismarck Hohenlohe durch
Bülow sagen lassen, daß er mit Gontaut nicht frei und offen
reden könne; ihm fehle auch die nötige Geschäftskenntnis. Hohen-
lohe Denkwürdigkeiten, Bd. II, S. 156.
"“.) Varzin 29. und 30. Sept. 1876. Unterredungen mit dem
Geh. Reg.-Rat v. Tiedemann. A. a. O., S. 57 und 62.
*# ) Tiedemann a. a. O., S. 90.