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die Hesetze über die Gerichtsverfassung, die Strafprozeßord-
nung, die Presse, die Geschworenen, in die ich mich auch nicht
mischen mag. Das ist nicht meine Sache. Moögen sie
sich einigen und die Gesetze so machen, wie es ihnen gefallt.“
Beim Abschied verbreitete sich der Botschafter über die
Schwierigkeiten, welche Frankreich augenblicklich durchzumachen
habe, und über die ministerielle Krisis, die sich bereits an-
kündigte.
Bismarck: „Haben Sie in einer heutigen Morgenzeitung
den Vorschlag gelesen, meinen Freund Grant zum Kaiser
zu machen, angesichts der Schwierigkeit, einen Präsidenten
zu ernennen, und zu wissen, ob der Gewählte Thilden oder
Hayes heißt?“
Gontaut: „Fürwahr, es ist keine leichte Sache, und Maistre
hatte ganz recht, als er bereits vor sechzig Jahren sagte, es
werde in einem großen Staate niemals auf die Dauer eine
Republik geben.“
Bismarck: „Ganz recht, die republikanische Staatsform
hielt sich auf der Welt nur in kleinen Staaten, und wenn
sie dort eine Zeit lang blühte, wie zum Beispiel in Venedig
oder Holland, so war dies dem dortigen aristokratischen Ele-
mente zuzuschreiben, und nur ihm war die große Entwick-
lung zu danken. Und was Ihr Vaterland angeht, so wird
sich dort die Republik nur halten, so lange sie von Männern
geleitet wird, die keine Republikaner sind.“
Gontaut: „Ich fürchte dies auch, deshalb müssen wir
(Monarchisten) Republikaner werden, um die Republik kon-
servativ zu gestalten, das ist unsere einzige Verhaltungsmaß-
regel.“
Bismarck bejahte dies durch Nicken, worauf die beiden
Staatsmänner schieden.