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Berlin, Dezember 1876.
Unterredung mit den Abgesandten der bulgarischen
Nation, Merko Balabanow Zankow, betreffend
Deutschlands Unterstützung in der bulgarischen
Sache.“
Bismarck richtete an die Abgesandten die Frage, in welcher
Sprache man sich wohl am leichtesten werde verständigen
können. „Ich spreche ziemlich gut russisch und hatte vor einiger
Zeit Gelegenheit, einen Montenegriner zu empfangen, mit
dem die Unterhaltung, obwohl er nur seine Landessprache
kannte, ganz gut von statten ging.“ Man wählte für die
Unterredung das Französische.
Bismarck: „Ich kann Ihnen nur das bestätigen, was
Ihnen Herr v. Bülow bereits in meinem Namen gesagt hat,
allein ich bin bereit, Sie anzuhören, wenn Sie mir noch
etwas mitzuteilen haben. Deutschland nimmt innigen Anteil
an Ihrem Schicksal und wir bestreben uns, Ihre Angelegen-
heiten zu einem gedeihlichen Ende zu führen. Das in der
Konstantinopeler Konferenz ausgearbeitete Autonomiepro-=
gramm bringt Ihnen große Vorteile, da Sie eine christliche
Verwaltung und christliche Richter bekommen werden. Das
Deutsche Reich bemüht sich, ein Einvernehmen zwischen allen
Mächten in Bezug auf die orientalische Frage herbeizuführen.
Wir selbst haben keine direkten Interessen im Orient. Größere
und wichtigere Interessen hat dort Oesterreich-Ungarn und
deswegen trachten wir, Oesterreich-Ungarn mit Rußland in Ein-
klang zu bringen. Rußland ist ganz auf Ihrer Seite. Wir, als
Freunde Rußlands, können das, was Rußland unternimmt
und unternehmen wird, nur gutheißen. Ich sage Ihnen ganz
offen, daß wir mit Ihnen fühlen und auf diplomatischem
Wege alles tun, was sich für Sie tun läßt, aber wir können
*) Nach einer Veröffentlichung Balabanows in dem zanko-
wistischen Blatte „Bulgaria“.