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Struck: „Virchow oder Pettenkofer.“
Bismarck: „Mit Ihren beiden Herren ist es nichts.
Virchow ist vom Kaiser abgelehnt worden und Petten—
kofer will nicht aus München heraus; sagen Sie mal, wollen
Sie Direktor des Reichsgesundheitsamtes werden?“
Struck: „Ich fühle mich einem solchen Posten nicht ge-
wachsen.“
Bismarck: „Ach was, das schlägt in Ihr Fach, Sie sind
ein praktischer Mann, und was andre wissen, können Sie
auch lernen; ich gebe Ihnen fünf Minuten Bedenkzeit, sagen
Sie Ja oder Nein, wollen Sie nicht, dann finde ich auch
noch einen andern, wahrscheinlich werden aber dann die Ju-
risten dieses Amt wieder für sich beanspruchen.“
Dieser letzte Grund war ausschlaggebend, Struck nahm
an und wurde mit den Worten entlassen: „Gut, nun wählen
Sie sich Mitarbeiter und richten Sie alles ein, wofür Ihnen
die Gelder angewiesen werden.““)
Ende Januar 1877.
Unterredung mit dem Staatsminister v. Bülow,
betreffend das handelspolitische Verhältnis zu
Rußland.
Die von Seiten Deutschlands erfolgte Ankündigung von
Retorsionszöllen für den Fall des russischen Festhaltens an
*") Ueber eine Begegnung Bismarcks mit einer Dame der
Gesellschaft mit ihrem Onkel in Friedrichsruh, Mitte der sieb-
ziger Jahre, „Hamburger Nachrichten“, Nr. 437 vom 24. Juni
1906. Ueber ein Gespräch Bismarcks in Varzin, wahrscheinlich
im Jahre 1876 mit seinem Gutsinspektor, betr. die Einteilung
der Arbeit der Varziner Taglöhner: M. Busch „Unser Reichs-
kanzler", Bd. I. S. 135. — Aeußerungen Bismarcks gegenüber
Tiedemann am 10. Januar 1877 bei Tiedemann a. a. O., S. 108.