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seiner exzessiven Schutzzollpolitik hatte den Eindruck in Peters-
burg verfehlt. Bei Besprechung der augenblicklichen Situa-
tion mit Bülow bemerkte Bismarck: „Wenngleich der rus-
sische Finanzminister v. Reuter an dem dortigen Schutzzoll-
sostem festhalten zu wollen erklärt, uns also keine Aussicht
auf Tarif-Konzessionen machen will, so spricht er doch wieder-
holt die Bereitwilligkeit zu Verhandlungen über die Erleich-
terung der Verkehrsverhältnisse aus. Ich bin dafür, daß dies
Anerbieten nicht von der Hand zu weisen sei. Im Uebrigen
würden die Erklärungen Reuters einen Grund mehr dafür
abgeben, deutscherseits an die Reform seiner Zoll= und Steuer-
politik heranzutreten.“)
Berlin 23. März 1877.
Unterredung mit dem Botschafter Hohenlohe, be-
treffend die französische Gefahr, Friktionen.“
Bismarck: „Trotz aller Versicherungen der Friedensliebe
kann man den Franzosen nicht trauen. Seit dem sechzehnten
*) Berlin, 2. Februar 1879. Bismarck bemerkt in der
Sitzung des Staatsministeriums, er müsse bei Beantwortung
der Interpellation des Grafen Schulenburg-Betzendorf frei von
der Leber sprechen, „und möchte gern so grob wie möglich werden,
ohne doch Injurien zu gebrauchen. Ist Schurke eine solche?“
Tiedemann a. a. O., S. 111. 4. Februar 1877, Bismarck
bemerkt, er wolle morgen, wenn er nur einigermaßen geschlafen,
am kommenden Tage die gedachte Interpellation selbst beant-
worten. „denn die Grobheiten, die ich mir ausgedacht, beschweren
mir den Magen, ich muß sie los werden“, a. a. O., S. 112.
Weitere Aeußerungen Bismarcks d. d. 20. Februar 1877 (Ver-
gleich der Kleinstaaten mit Lämmern, die man auf die Wolfs-
jagd im Schlitten mitnimmt und die man kneift, damit sie
durch ihr Schreien die Wölfe anlocken). Tiedemann, Seite 114
und 118.
"“.) Denkwürdigkeiten des Fürsten Hohenlohe-Schillingsfürst,
Bd. II, S. 212.