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Varzin, 26. bis 29. Dezember 1877.
Unterredungen mit dem Abg. v. Bennigsen, be-
treffend dessen Eintritt in das Ministerinm.“
Biemarck sagte Bennigsen, der noch Forckenbeck als Mi-
nister des Innern, und den Freiherrn v. Stauffenberg als
Schatzsekretär ernannt wissen wollte: „Ich bin bereit, Sie
an die Stelle Eulenburgs dem Könige vorzuschlagen, und
würde mich freuen, wenn ich den Vorschlag durchsetzte. Wenn
ich aber Sr. Majestät raten wollte, noch zwei Ministerposten
proprio motu frei zu machen, um sie mit Nationalliberalen
zu besetzen, so wird der hohe Herr das Gefühl haben, daß es
sich nicht um eine zweckmäßige Stellenbesetzung, sondern um
einen Systemwechsel handelt, und einen solchen wird er prin-
zipiell ablehnen. Rechnen Sie nun nicht darauf, daß es dem
Könige und unserer ganzen politischen Lage gegenüber mög-
lich ist, Ihre Fraktion gewissermaßen mit in das Ministerium
zu nehmen und als ihr Führer den ihrer Bedeutung ent-
sprechenden Einfluß im Schoße der Regierung auszuüben, ge-
wissermaßen ein konstitutionelles Majoritätsministerium zu
schaffen. Bei uns ist der König tatsächlich und ohne Wider-
spruch mit dem Verfassungsterte Ministerpräsident, und Sie
würden, wenn Sie als Minister etwa die bezeichnete Richtung
einhalten wollten, bald zwischen dem Könige und Ihrer Frak-
tion zu wählen haben. Machen Sie sich aber doch auf der
anderen Seite klar, daß, wenn es mir gelingt, Ihre Er-
nennung durchzusetzen, damit Ihnen und Ihrer Partei eine
mächtige Handhabe zur Verstärkung und Erweiterung ihres
kanzler“ Bd. I, S. 127, 248, Bd. II, S. 368, 400, sodann
Moritz Busch: Bismarck in Varzin „Grenzboten“, 1879, II. Sem.,
S. 500, 530, 531 und dann dessen Tagebuchblätter, Bd. II,
S. 453 bis 499.
*) Bismarck „Gedanken und Erinnerungen“, Bd. II, S. 180
und Herm. Onken, Rudolf v. Bennigsen, Bd. II, S. 330 f.