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mam und Vizepräsident des Preußischen Staatsministeriums
sein muß und bei dessen Wahl ich nicht auf Vorstände der
Reichsbehörden beschränkt werden darf. Die besonderen Stell-
vertreter liegen mir weniger am Herzen, sie werden vornehmlich
von den Herren betrieben, welche selbständig werden möchten:
eine Stellvertretung für Justiz ist mir kein Bedürfnis, und
Stephan zeichnet schon jetzt zu viel. Gegen die Beschränkung
der besonderen Stellvertretung auf Vorstände der Reichs-
behörden habe ich nicht zu erinnern. Absolut los werden
will ich die elsaß-lothringischen Sachen, man läuft da zu
hohen Damen, was schon zu peinlichen Erörterungen zwischen
dem Kaiser und mir geführt hat. Als Statthalter wollte der
Kaiser einen Fürsten einsetzen, wogegen ich eingewendet habe,
daß man dann den Kronprinzen wählen müßte. Daß die
Beaufsichtigung gegenüber den Einzelstaaten von der Stell-
vertretung ausgeschlossen wird, billige ich, und an dem Vor-
behalt jeder Amtshandlung für den Reichskanzler soll man
doch ja festhalten. Ich beabsichtige vom Reichskanzleramt
ein Reichsschatzamt abzutrennen und das erstere auf Ver-
waltungssachen zu beschränken. Delbrück hat im Reichskanzler-
amt alles bureaukratisch konzentriert, wodurch die Mittätigkeit
der Bundesregierungen eingetrocknet worden ist. Darin muß
Wandel geschaffen werden. Dies hat Delbrück schließlich wohl
selbst gefühlt und darum hat er sich zurückgezogen, wenn
er auch nur Gesundheitsrücksichten geltend gemacht hat. Als
Vorstand des Reichsschatzamtes habe ich Burchard in das
Auge gefaßt. 6
Ich will das Tabaksmonopol und einige Umkehr vom
Freihandelsystem, wenn auch ohne Annahme des Schutzzoll-
systems. Wenn die Steuergesetze im Reichstag fallen, werde
ich mein Programm dem Kaiser, der zum Schutzzoll neigt,
entwickeln, nötigenfalls die Kabinettsfrage stellen. Vielleicht
wird man dann zur Auflösung des Reichstages schreiten müssen.
Ueber allem dem wird Camphausen gehen; er ist im Grunde