— 304 —
Kissingen, 11. August 1878.
Unterredung mit dem württembergischen Minister
v. Mittnacht, betreffend Bayerns Stellung gegen-
über der Errichtung eines Reichsamts für das
Vereinswesen, die Verhandlungen mit Masella.“
Bismarck: „Ich habe aus Berlin die Nachricht erhalten,
daß Bayern dem Reichsamt für Vereinswesen, welches über
die Ausführung des Sozialistengesetzes zu wachen hat, sich
nicht unterstellen will. Es ist das ein unbegründetes baye-
risches Bedenken;: wenn Preußen einer Reichsbehörde sich
unterwirft, kann Bayern, das doch auch zum Reich gehört,
es auch tun. Mit dem Reichstag nehme ich es auf, wenn
mir aber die Regierungen in dieser Sache Schwierigkeiten
machen, so werfe ich die Flinte ins Korn. Ich weiß jetzt
nicht, was ich tun soll, mich über die Köpfe der bayerischen
Minister weg an den König wenden, dem ich ohnehin vor
marcks Pläne, betr. die Einigung Deutschlands, verspottet „als
den Mondschein eines deutschen Birons“. Das Gegenteil ist
bekannt: „Take care of that man!“ Erfunden ist die Ge-
schichte, daß Bismarck Beaconsfield erzählte, wie er es anfange,
um lästige Besucher los zu werden. Falsch dargestellt ist in
der „Westdeutschen Zeitung“ vom 15. Juli 1886 ein Gespräch
Bismarcks und Beaconsfield über die Batumfrage, ebenso ein
in der „Vossischen Zeitung“", Nr. 315 vom 10. Juli 1885 mit-
geteiltes Gespräch Bismarcks mit Beaconsfield über eine eventuelle
Thronbesteigung des Herzogs v. Cumberland. In das Bereich kind-
licher Phantasie verweise ich die Darstellung über eine Unterredung
Bismarcks mit dem früheren Präsidenten der Vereinigten Staaten
von Amerika General Grant (27. Juni 1878), wie dieselbe in
Ungers (Dr. Robolfki) Unterredungen mit Bismarck, Bd. I,
S. 189 ff, mitgeteilt ist. Der Schluß endet ganz d la „Schulze
und Müller“. Die obigen Berichtigungen verdanke ich alle dem
Grafen Herbert Biemarck.
*) Mittnacht, Erinnerungen an Biemarck. Neue Folge,
S. 14 f.