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Bismarck teilte Falk den Verlauf und das Ergebnis der
Besprechungen mit, die er in der Zeit vom 30. Juli bis
16. August mit dem päpstlichen Nuntius Aloisi Masella in
Kissingen gehabt hatte, und die bestimmt waren, den Abbruch
des Kulturkampfs vorzubereiten. Falk fand Bismarck er-
regt über die Haltung der Nationalliberalen,) die sich ver-
schworen hätten, ihn zu stürzen, und Bennigsen an seine
Stelle zu bringen. Bismarck belegte dies Falk gegenüber mit
einer Reihe von Daten und Beweiemitteln.
Berlin, 17. September 1878.
Unterredung mit dem Abg. v. Bennigsen, betref-
fend die Nationalliberalen und die Kirchen-
politik.“
Bismarck: „Die Frage, die mir zumeist am Herzen liegt,
ist der Gesetzentwurf, betr. die gemeingefährlichen Bestrebungen
der Sozialdemokratie. Ich denke mich nach wie vor auf die
Nationalliberalen zu stützen. Was meine Verhandlungen mit
Masella anlangt, so liegt für Sie kein Anlaß zu einer Be-
unruhigung vor. Es ist absolut nichts abgemacht worden, die
Forderungen der Kurie waren unannehmbar.“““)
Kaisers, ihn zu nobilisieren. Vgll. das Werk „Adalbert Falk,
Preußens einstiger Kultusminister“ von H. R. Fischer, Verlag
von E. Griebsch in Hamm.
*") Als Bismarck am 2. Juni 1878 in Friedrichsruh die
Nachricht von dem Nobiling'schen Attentat erhielt, soll er in
Gegenwart eines zu Besuch anwesenden höheren Beamten (Tiede-
mann) ausgerufen haben: „Jetzt habe ich die Kerle“ und zur
Erläuterung für den etwas verwundert ausschauenden Beamten
hinzugefügt haben: „Jch meine die Nationalliberalen“. Hermann
Onken Rud. v. Bennigsen, Bd. II, S. 388.
"*) Denkwürdigkeiten des Fürsten Hohenlohe, Bd. II, S. 258
und Hermann Onken Rud. v. Bennigsen, Bd. II, S. 390.
*“?) Berlin, 30. September 1878, zweite Besprechung mit
dem Abgeordneten v. Bennigsen, über das neue Sozialistengesetz,