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Zölle zurückkommend, daß jede Regierung das Wohlergehen
ihres eigenen Volkes im Auge haben müßte. „Sie haben das
durch Ihren Tarif getan und Ihr nationaler Fortschritt ist ohne
Gleichen. Sie können mit Ihren Fabrikaten an vielen
Märkten mit England konkurrieren und vermöge Ihrer ge-
nialen Maschinenindustrie und des billigen Transports können
Sie Nahrungsmittel nach Deutschland senden.“
Kelley: „Das ist wahr, aber viele von uns glauben, daß
Sie durch Aufhebung der Silberwährung unseren Fort-
schritt gehemmt und durch Einschränkung unseres Geschäftes
bankrotte Kaufleute und arbeitslose Handwerker zum Betrieb
des Ackerbaues gezwungen und so die Konkurrenz vermehrt
haben, mit welcher Sie zu kämpfen haben.“
Bismarck: „Ja, in dieser Beziehung sind wir zu schnell
und zu weit gegangen. Wir haben nicht weise gehandelt. Da
jeder Staat sein eigenes Münzsystem hatte, so fand das
Reich viele Münzen innerhalb seiner Grenzen und mußte
sie vereinigen. Es befand sich auch in der Lage, Gold ver-
wenden zu können und es schien klug gehandelt, es auch zu
tun. Einer kann nicht jede Spezialität kennen und man muß
diejenigen suchen, welche sie beherrschen. Ich hatte das Finanz-
wesen nicht zu meinem Studium gemacht, und hatte mit
der Ausführung der nötig gewordenen Veränderungen Jeman-
den zu betrauen. Delbrück hatte großen Ruf als Finanzmann
im Auslande wie im Inlande und ihm wurde die Angelegen-
heit übertragen. Aber, so groß auch sein Ruf war, die Re-
sultate zeigten bald, daß er, wie wir sagen, nur Wasser in seinem
Kessel hatte. Ich mußte daher andere Ratgeber fragen, und
diesen Gegenstand zu einer Spezialität machen. Es ist klar,
daß wir das Silber gar nicht abzuschaffen brauchten, wir
hätten es durch die Goldmünze ergänzen sollen. Die Ver-
käufe von Silber haben den Preis dieses Metalls sehr redu-
ziert, dem Reich eine ungeheure Summe gekostet; sie können
nicht ohne enorme Verluste fortgesetzt werden, wie von De-