Full text: Also sprach Bismarck. Band II. 1870 - 1888. (2)

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Zölle zurückkommend, daß jede Regierung das Wohlergehen 
ihres eigenen Volkes im Auge haben müßte. „Sie haben das 
durch Ihren Tarif getan und Ihr nationaler Fortschritt ist ohne 
Gleichen. Sie können mit Ihren Fabrikaten an vielen 
Märkten mit England konkurrieren und vermöge Ihrer ge- 
nialen Maschinenindustrie und des billigen Transports können 
Sie Nahrungsmittel nach Deutschland senden.“ 
Kelley: „Das ist wahr, aber viele von uns glauben, daß 
Sie durch Aufhebung der Silberwährung unseren Fort- 
schritt gehemmt und durch Einschränkung unseres Geschäftes 
bankrotte Kaufleute und arbeitslose Handwerker zum Betrieb 
des Ackerbaues gezwungen und so die Konkurrenz vermehrt 
haben, mit welcher Sie zu kämpfen haben.“ 
Bismarck: „Ja, in dieser Beziehung sind wir zu schnell 
und zu weit gegangen. Wir haben nicht weise gehandelt. Da 
jeder Staat sein eigenes Münzsystem hatte, so fand das 
Reich viele Münzen innerhalb seiner Grenzen und mußte 
sie vereinigen. Es befand sich auch in der Lage, Gold ver- 
wenden zu können und es schien klug gehandelt, es auch zu 
tun. Einer kann nicht jede Spezialität kennen und man muß 
diejenigen suchen, welche sie beherrschen. Ich hatte das Finanz- 
wesen nicht zu meinem Studium gemacht, und hatte mit 
der Ausführung der nötig gewordenen Veränderungen Jeman- 
den zu betrauen. Delbrück hatte großen Ruf als Finanzmann 
im Auslande wie im Inlande und ihm wurde die Angelegen- 
heit übertragen. Aber, so groß auch sein Ruf war, die Re- 
sultate zeigten bald, daß er, wie wir sagen, nur Wasser in seinem 
Kessel hatte. Ich mußte daher andere Ratgeber fragen, und 
diesen Gegenstand zu einer Spezialität machen. Es ist klar, 
daß wir das Silber gar nicht abzuschaffen brauchten, wir 
hätten es durch die Goldmünze ergänzen sollen. Die Ver- 
käufe von Silber haben den Preis dieses Metalls sehr redu- 
ziert, dem Reich eine ungeheure Summe gekostet; sie können 
nicht ohne enorme Verluste fortgesetzt werden, wie von De-
	        
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