— 322 —
mit Kleist-Retzow, dem Bruder meiner Schwiegermutter, habe
brechen müssen. In Folge dessen habe ich Hilfe bei der
liberalen Partei suchen müssen. Ich gehe nicht gern mit Par-
teien (oder dieser Partei?), aber ich nehme die Unterstützung,
wo ich sie finde. Das Schulgesetz ist notwendig gewesen durch
die Ausdehnung, welche das polnische Element in Posen ge-
nommen hat durch die Agitationen des Klerus. Ich habe
das deutsche Element dort retten müssen. Die Opposition
des preußischen Adels dagegen, der 400 Jahre lang unter
Führung der Hohenzollern gestanden und Polen bekämpft
hat, ist eigentlich unbegreiflich. In Süddeutschland ist der
Adel früher selbständig gewesen, daher eher geneigt, dem
Souverän prinzipielle Opposition zu machen, in Preußen ist
dies undenkbar, da entstammt die Opposition lediglich dem
Gefühle des Neides — Sie werden das kaum begreifen —
— auf meine Dotationen. Ich habe mit Ketteler mehrere
Unterredungen gehabt, um ihn zu bewegen, Erzbischof von
Gnesen-Posen zu werden, habe ihn aber leider nicht dazu
bereden können.
Man wirft mir mit Unrecht vor, ein Unitarier zu sein,
ich bin immer für ein Hand in Hand gehen mit Oesterreich
gewesen; aber der Dualismus in Deutschland ist unerträglich
gewesen; Preußen hätte eher, wenn 1866 anders au3sge-
fallen wäre, als Staat zweiten Ranges ezistieren künnen
als im status duc ante. Ich habe, als der Krieg nahe be-
vorstand, dem Kaiser Franz Josef den Vorschlag machen
lassen, sich mit Preußen in die Suprematie Deutschlands
zu teilen, Oesterreich den Süden, Preußen den Norden, und
damn vereint über Frankreich herzufallen und ihm Elsaß-
Lothringen abzunehmen. Franz Josef ist nicht abgeneigt
gewesen, darauf einzugehen, allein Larisch hat sich aus finan-
ziellen Gründen widersetzt, weil, wenn Oesterreich siege, es
Geld nötig haben werde, wenn es unterliege, ein triftiger
Grund zum Staatsbankerott vorhanden sei. Dem hat auch