Full text: Also sprach Bismarck. Band II. 1870 - 1888. (2)

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zwischen Rußland und Oesterreich zu optieren. Ich bin der 
Meinung, daß man diesem Zwange sich nicht unterwerfe und 
den russischen Hochmut zurückweise, und wenn wir zu optieren 
haben, würde ich für Oesterreich optieren. Oesterreich ist ein 
konstitutioneller friedliebender Staat, der unter den Kanonen 
Deutschlands liegt, während wir Rußland nichts anhaben 
können. Uebrigens zeigt ein Blick auf die Karte, daß ein 
feindliches Oesterreich namentlich Süddeutschland bedrohen 
würde. Ungarn ist für Deutschland, und England würde 
sich wohlwollend verhalten. Stehen die beiden großen Nach- 
barmächte, die eine Streitmacht von zwei Millionen Kämpfern 
in das Feld führen können, zusammen, so haben sie nie- 
mand zu fürchten. 
Der Moment ist nun gekommen, mit Oesterreich ein Ab- 
kommen zu treffen an Stelle des alten Bundes, eine Art 
Verfassungsbündnis, von dem ich wünschen möchte, daß es 
Kraft und Wirksamkeit eines Gesetzes erhielte. Verschafft 
man Oesterreich nicht jetzt eine Beruhigung für gewisse Fälle, 
so gerät es ins Treiben und fällt entweder Rußland oder 
Frankreich anheim. Dabei handelt es sich nicht darum, ag- 
gressiv gegen Rußland vorzugehen oder Krieg zu suchen. Ich 
habe vom Kaiser die Ermächtigung erhalten, auf der Rück- 
reise von Gastein in Wien mit dem Grafen Andrassy über 
ein Defensivbündnis einem etwaigen Angriffe Rußlands gegen- 
über zu verhandeln; ob der Kaiser es dann genehmigen 
wird, ist ungewiß. Während der Kronprinz entschieden auf 
meiner Seite steht, kann der Kaiser zu keinem Entschluß 
kommen. Er hat eine hohe Verehrung für den Kaiser von 
Rußland als solchen und für den Freund und Neffen ein 
warmes Gefühl, will keine Perfidie Rußland gegenüber, keine 
aggressive Politik, und das liegt ihm so am Herzen, daß er von 
Abdikation redet. Die Entschließung ist dringlich, weil Graf 
Andrassy nur noch bis zur Erledigung dieser wichtigen Frage 
im Amte bleiben will, dann aber für ungefähr ein Jahr Ruhe
	        
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