Full text: Also sprach Bismarck. Band II. 1870 - 1888. (2)

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So hat der Kaiser auch durch eine eigene Kabinetts— 
ordre die Aufnahme von gegen Rußland gerichteten allzu— 
scharfen Preßartikeln untersagt, während die Beamten doch 
nur kontrasignierten Befehlen Folge zu leisten haben. Ich 
fürchte, daß ich in meinem Leben zu sehr Höfling gewesen bin, 
was daher rühren mag, daß ich der Nachkomme einer ganzen 
Zahl früherer Rittmeister bin, welche übrigens ihre Lehen 
von Kaiser Ludwig dem Bayern erhalten hatten. Dies habe 
ich einmal dem jetzt regierenden König von Bayern mit dem 
Zusatz geschrieben, daß ich niemals etwas gegen das Haus 
Wittelsbach unternehmen würde. Der König ist immer sehr 
freundlich gegen mich, vermeidet aber eine persönliche Be- 
gegnung.“ 
Bismarck kam auch auf die Reise des bayerischen Ober- 
stallmeisters Grafen Holnstein nach Versailles Ende Novem- 
ber 1870 zu sprechen und erzählte, daß er damals, nachdem 
er mit dem Grafen scharf pokuliert, denselben mit einem 
schnell und schlecht geschriebenen Briefe an den König Ludwig 
nach Hause geschickt habe. „Der König hat den Brief im 
Bette gelesen und alsbald seine Zustimmung zu meinem Vor- 
schlag gegeben. Meine Vorliebe für Holnstein kommt daher, 
daß derselbe die damals nicht so einfache Reise so schnell 
zurückgelegt und seinen Auftrag so prompt vollzogen hat. 
— JIch werde nun in Wien mit Andrassy ein redigiertes In- 
strument vereinbaren und dieses dann unserem Kaiser vorlegen, 
der einzelnes daran noch ändern kann. Erteilt der Kaiser 
seine Genehmigung nicht, so bin ich entschlossen zu gehen; 
Bülow'") und Bucher““) werden auch nicht bleiben. Ich 
schmeichle mir, die deutschen Regierungen werden mich jetzt 
nicht gerne scheiden sehen, auch mir würde es in diesem kri- 
*) Der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes. 
*#) Lothar Bucher, Geh. Leg.-Rat, damals der älteste vor- 
tragende Rat inn der politischen Abteilung des Auswärtigen 
Amtes.
	        
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