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tischen Moment nicht leicht; einen besseren Abgang kann ich
mir aber nicht wünschen. Mein Arzt") hat mir zwar aus
Gesundheitsrücksichten dringend abgeraten, meiner amtlichen
Tätigkeit zu entsagen, mein Entschluß steht aber gleichwohl
fest. Der Minister von Pfretzschner hat viele gute Eigen-
schaften, zeichnet sich aber durch klare politische Gedanken nicht
aus und auch unter den bayerischen Reichstagsabgeordneten
kenne ich keinen geeigneteren Mann; Franckenstein ist kein
Adler, aber ein klarer Kopf, jedoch verbohrt im Zentrum.“
Gastein, 15. September 1879.
Unterredung mit dem Botschafter Fürsten Hohen-
lohe, über die Notwendigkeit einer Defensivallianz
mit OÖsterreich.“
Bismarck: „Sie mögen mir entgegenhalten was Sie wol-
len, eine Allianz mit Oesterreich ist jetzt eine Notwendigkeit,
Oesterreich kann nicht allein bleiben gegenüber den Bedrohungen
durch Rußland. Es wird sich nach Allianzen umsehen ent-
weder mit Rußland oder mit Frankreich. In beiden Fällen
entsteht für uns die Gefahr der Isolierung. Das Telegramm,
das Sie mir aus Paris schickten, wonach man russischerseits
dort in Betreff eines Zusammengehens mit Frankreich sondiert
hat, ist mir sehr gelegen gekommen . Nun ist aber der Kaiser
in Folge der fatalen Zusammenkunft in Alexandrowo mir
unzugänglich, und absolut nicht geneigt, auf unser Bünd-
nis mit Oesterreich einzugehen, in dem er eine Perfidie gagen
seinen Neffen erblickt. Er spricht sogar von Abdankung. Auf
der anderen Seite bin ich durch meine Verhandlungen mit
Andrassy engagiert, und in dem Maße überzeugt von der
*") Dr. Schanzenbach.
"*) Denkwürdigkeiten des Fürsten Hohenlohe-Schillingsfürst,
Bd. II, S. 275