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Auf seine Wiener Reise zurückkommend, bemerkte Bis—
march, daß die Zeitungen deren Wichtigkeit übertrieben. „Ich
wollte ganz einfach mich überzeugen, daß die von Andrassy
betreffs Deutschlands befolgte Politik an höchster Stelle ge-
billigt wird. Der Kaiser von Oesterreich ist sehr beliebt und
sehr mächtig in seinem Lande, wohin ich kam, um seine per-
sönlichen Ideen kennen zu lernen. Die Ereignisse dieser letzten
Zeiten, die Schwierigkeiten, auf welche die Ausführung des
Berliner Vertrages in der letzten Zeit stieß, bestimmten mich
dazu. Ich wollte mich auch der Gesinnungen des Nachfolgers
Andrassys versichern. Einmal in Gastein, war die Reise nicht
weit, und so kam ich her.“
Der Botschafter dankte Bismarck für seinen Besuch und
für die guten Worte. Letzterer sah dann auf seine Uhr
und rief aus: „Ach, ich vergesse mich bei Eurer Exzellenz;
der Nuntius erwartet mich; ich kann nicht ungestraft dieses
Rendezvous verfehlen.“
Ehe Bismarck Abschied nahm, sagte er, wie sehr er Herrn
Teisserence de Bort um seinen Urlaub und die Reise, die er
genießen werde, beneide. „Ich habe mich auch seiner Zeit mit
der Leitung meiner Güter beschäftigt. Ich habe den Ackerbau
gern und es war meine glücklichste Zeit. Heute, ungeachtet
meiner Gesundheit ist es mir verboten, daran zu denken. Ich
kann nicht begreifen, weshalb Graf Andrassy in einem solchen
Augenblick und in kräftigem Alter seinen Posten aufgegeben
hat.“ ·
Bismarck nahm nun Abschied, indem er Herrn Teisserence
de Bort einlud, ihm in Berlin einen Besuch abzustatten. “)
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*) Eine Dame, mit welcher sich Bismarck während seines
Wiener Aufenthaltes unterhielt, antwortete nach einem Berichte
in der „Neuen Freien Presse“ auf die Frage des Fürsten nach
ihrem Befinden:
„Nicht allzu gut, Durchlaucht. Sie haben keine Ahnung,
was eine neugierige Frau leidet, welche die Ehre hat, sich in