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rikanische Monatsschrift zu schreiben, Bismarcks Gehaltsver-
hältnisse und sein jährlicher Geldbedarf.“)
Berlin, 25. Mai 1880.
Unterredung mit den Abgeordneten Miaquel und
Bennigsen über die neue kirchenpolitische Vor-
lage.
Bismarck suchte die Führer der nationalliberalen Partei
über die Tragweite der kirchenpolitischen Vorlage zu beruhigen:
„Mag dieselbe immerhin in einigen Paragraphen wie eine
Nachgiebigkeit aussehen, so ist dies eine Augentäuschung. Wir
paktieren nicht mit Rom, gehen nicht nach Kanossa, wir ver-
suchen, selbständig, für uns allein mit den preußischen Katho-
liken zum Frieden zu kommen. Wenn Bischöfe triumphierend
wieder einziehen, so ist das besser als mit Trauern und Klagen.
Sie erkennen dann an, daß ihnen etwas gewährt ist —
viel meinethalben. Aber wenn sie sich mit uns dann nicht
stellen, so haben wir sie ja mit der diskretionären Gewalt in
der Hand und können sie wieder entfernen oder sonst un-
schädlich machen.“
Die Abgeordneten ließen sich von Bismarcks Gründen nicht
überzeugen.“)
*) Moritz Busch Tagebuchblätter, Bd. II, S. 587—595.
Richtigstellung eines dem „Temps“ entnommenen Gesprächs, das
Biomarck 1879 oder 1880 mit einem vornehmen Ausländer über
Fragen der inneren und auswärtigen Politik geführt haben soll,
in der „Nordd. Allgem. Ztg.“ Nr. 95 vom 26. Februar 1887.
*) Nach einer stattgehabten Fraktionssitzung gelangten sie zu
der Meinung, daß das Gesetz für die Nationalliberalen unannehm-
bar sei. Vgl. Onken Rud. v. Bennigsen, Bd. II, S. 431. Danach
nahm die Unterredung vom 25. Mai einen stürmischen Verlauf.
Die „Magd. Ztg.“ teilte mit, daß der Reichskanzler mit
folgenden nationalliberalen Abgeordneten konferiert hatte: Ben-
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